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Pressemeldung

Nr. 58 / 2004

21. April 2004 : Tobin-Steuer als Stabilisierungsinstrument? - Wissenschaftler der Universität Osnabrück untersucht Finanzmarktdynamik

Am aktuellen Verlauf des Euro ist zu erkennen, wie verzerrt Wechselkurse sein können. Ähnliche Kursturbulenzen werden regelmäßig an Aktienmärkten beobachtet. »Solche Preisbewegungen, die maßgeblich von kurzfristig orientierten Spekulanten verursacht werden, können dramatische Folgen haben. So hemmt ein hohes Wechselkursrisiko den internationalen Handel«, erklärt der Volkswirtschaftler Dr. Frank Westerhoff von der Universität Osnabrück. Der Wissenschaftler sucht nach Mechanismen, die Kursturbulenzen abmildern können.

Zur Stabilisierung der Finanzmärkte schlug James Tobin, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, vor, jede Finanzmarkttransaktionen mit einer gerinfügigen Steuer zu belegen. Neben einer erhofften Stabilisierung der Finanzmärkte, soll die Tobin-Steuer zu erheblichen Staatseinnahmen führen. Obwohl diese Steuer kontrovers in den Medien diskutiert wird, gibt es nur wenige wissenschaftliche Studien zu diesem Thema. Der Grund: »Eine überzeugende Modellierung des Verhaltens der Spekulanten ist schwierig«, so Westerhoff. Einen Ausweg bieten seit kurzem Multi-Agenten-Modelle. Mit Hilfe von modernen leistungsfähigen Computern kann das Verhalten von vielen interagierenden Händlern simuliert werden. Der Vorteil: Komplexe Handelsstrategien, wie etwa technische und fundamentale Prognosemethoden, lassen sich berücksichtigen.

Westerhoff ist davon überzeugt, dass solche Modelle eine sinnvolle Beschreibung von Finanzmärkten ermöglichen. Für die Tobin–Steuer kommt Westerhoff zu einer positiven Einschätzung: »Unsere Berechnungen zeigen, wie sich die Besteuerung von Finanzmarkttransaktionen stabilisierend auf Preisbewegungen auswirken kann.« Zum Beispiel seien Aktien oder Devisen weniger variabel und damit auch weniger riskant für Anleger. Darüber hinaus werde das Auftreten von spekulativen Blasen, also Phasen von starker Über- oder Unterbewertung, reduziert.

In Zusammenarbeit mit Gudrun Ehrenstein und Dietrich Stauffer von der Universität Köln konnte auch der Kritikpunkt, dass eine Abnahme der Liquidität das Finanzsystems schwächt, weitestgehend entkräftet werden. Westerhoff: »Alles in allem scheint die Tobin-Steuer also recht wirkungsvoll zu sein. Und wer könnte zusätzliche Steuereinnahmen nicht gebrauchen?«

Weitere Informationen:
Dr. Frank Westerhoff, Universität Osnabrück,
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften,
Rolandstraße 8, D-49069 Osnabrück,
Tel. +49 541 969 -2743, Fax +49 541 969-12742,
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