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Pressemeldung

Nr. 37 / 2007

07. Februar 2007 : Hilfe per SMS - Psychologen der Uni Osnabrück erkunden neue Behandlungsmethoden für Zwangserkrankte

Die Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen hat auf ihrem letzten Jahreskongress in Berlin im September 2006 erneut ihren Wissenschaftspreis verliehen. Den zweiten Platz erhielten Rieke Onken und Nadja Brandt aus dem Fachbereich Humanwissenschaften, Lehreinheit Psychologie, der Universität Osnabrück. Sie wurden ausgezeichnet für ihr Forschungsprojekt »’In vivo’ Befindlichkeitsmessung mit einem auf SMS basierenden Monitoringsystem ‚Psy-Mon’ bei von Zwangsstörungen oder Trichotillomanie Betroffenen«. Das Projekt wurde von Dr. Christoph Wölk betreut und im Rahmen der beiden Diplomarbeiten der Preisträgerinnen durchgeführt. Andreas Seebeck als Softwareingenieur war verantwortlich für die technische Realisation.

Die Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen hat auf ihrem letzten Jahreskongress in Berlin im September 2006 erneut ihren Wissenschaftspreis verliehen. Den zweiten Platz erhielten Rieke Onken und Nadja Brandt aus dem Fachbereich Humanwissenschaften, Lehreinheit Psychologie, der Universität Osnabrück. Sie wurden ausgezeichnet für ihr Forschungsprojekt »’In vivo’ Befindlichkeitsmessung mit einem auf SMS basierenden Monitoringsystem ‚Psy-Mon’ bei von Zwangsstörungen oder Trichotillomanie Betroffenen«. Das Projekt wurde von Dr. Christoph Wölk betreut und im Rahmen der beiden Diplomarbeiten der Preisträgerinnen durchgeführt. Andreas Seebeck als Softwareingenieur war verantwortlich für die technische Realisation.

Technische Entwicklungen im Bereich der Telekommunikation eröffnen Psychotherapeuten die Möglichkeit, Routinetätigkeiten auf technischem Wege zu realisieren, um sich selbst intensiver auf die therapeutische Beziehung konzentrieren zu können. »So ist beispielsweise das Mobiltelefon mit seiner SMS-Technologie dafür geeignet, ein ‚in vivo’-Befindlichkeitsmonitoring zu ermöglichen«, erklärt Wölk. »Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, einerseits die praktische Anwendbarkeit des Erfassungssystems für psychophysische Befindlichkeit zu überprüfen. Darüber hinaus wollten wir evaluieren, ob die Anwendung zusätzlich zu den diagnostischen auch noch therapeutisch wünschenswerte Auswirkungen hat.«

Die Auswahl der untersuchten Störungsbilder geschah in Hinblick auf wiederholt beschriebene Anomalien im emotionalen Erleben und Verhalten von Zwangskranken und Trichotillomanie-Betroffenen (zwanghaftes Ausreißen eigener Haare). Zudem wurde auch eine Gruppe mit gesunden Personen zur Kontrolle erfasst. Insgesamt nahmen 60 Probanden an der Untersuchung teil.

Das neue Verfahren funktioniert denkbar einfach: Der Patient bekommt dreimal täglich zu vorher individuell vereinbarten Zeiten eine SMS auf sein Handy geschickt, die ihn dazu auffordert, eine Momentaufnahme seiner aktuellen psychophysischen Befindlichkeit vorzunehmen. Dies geschieht anhand der fünf Dimensionen »aktuelle Stimmung«, »Aktivitäten«, »Nervosität (Unruhe)«, »körperliche Frische« und »Tatkraft (geistige Fitness)«, jeweils in der Abstufung von 1 »äußerst niedrig« bis 9 »äußerst hoch«. Die Anfangsbuchstaben dieser Dimensionen ergeben als Gedächtnisstütze das Wort »SANFT«.

Auf die Aufforderungs-SMS hin schickt der Patient eine aus fünf Ziffern bestehende SMS als Antwort an den Psy-Mon-Server zurück. Darüber hinaus ist zusätzlich zu den Ziffern noch die Eingabe eines kurzen Textes möglich. Der Empfang der Befindlichkeitsmeldung durch den Server wird mit einer Antwort-SMS quittiert, die einen ständig wechselnden Tipp enthält, wie man es sich in seinem Leben leichter machen kann.

»Unsere Befunde deuten darauf hin, dass ein Handy-gestütztes Befindlichkeits-Monitoring mit Hilfe des Psy-Mon-Systems bei von Betroffenen einer Zwangsstörung oder einer Trichotillomanie zu einer Normalisierung im Erleben der eigenen Emotionen führt. Dadurch kann es zu einem verbesserten Umgang mit der eigenen Emotionalität beitragen«, erläutern die Diplomandinnen. »Nachdem die Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen nun diese Arbeit ausgezeichnet hat, sind wir momentan dabei, ein audio-visuelles Trainingsprogramm zur Selbstbehandlung von Zwangsstörungen zu entwickeln und in einer internetbasierten Untersuchung empirisch zu evaluieren«, berichtet Wölk.

Der nächste Kongress der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen findet vom 20. bis 22. September 2007 in Osnabrück statt. Für alle Angehörigen der Universität Osnabrück ist die Teilnahme kostenlos. Nähere Informationen hierzu im Internet: www.zwaenge.de.

Weitere Informationen

Dr. Christoph Wölk, Universität Osnabrück,
Fachbereich Humanwissenschaften, Lehreinheit Psychologie,
Seminarstraße 20, 49069 Osnabrück,
Tel.: +49 541 969 4154, Fax: +49 541 969 4922,
christophwoelk@uni-osnabrueck.de
www.zwaenge.de