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Pressemeldung

Nr. 63 / 2012

13. März 2012 : Ein großartiger Mensch und Hochschullehrer - Die Universität Osnabrück trauert um Prof. Dr. Hans-Jörg Reiffen

Die Universität Osnabrück trauert um den Mathematiker Prof. Dr. Hans-Jörg Reiffen, der am 29. Februar verstarb. Er wurde 1936 in Duisburg geboren, studierte in Münster Mathematik und Physik und promovierte 1963 bei Heinrich Behnke. 1973 erhielt Reiffen den Ruf an die neu gegründete Universität Osnabrück.

Die Universität Osnabrück trauert um den Mathematiker Prof. Dr. Hans-Jörg Reiffen, der am 29. Februar verstarb. Er wurde 1936 in Duisburg geboren, studierte in Münster Mathematik und Physik und promovierte 1963 bei Heinrich Behnke. 1973 erhielt Reiffen den Ruf an die neu gegründete Universität Osnabrück.

Seine Dissertation gilt als großartiger Beitrag zur Differentialgeometrie in der damaligen Blütezeit der komplexen Analysis. 1964 wechselte der Wissenschaftler von Münster nach Bochum, wo er sich 1967 mit einer grundlegenden Arbeit über Differentialformen auf Komplexen Räumen habilitierte. Noch in die Münsteraner Zeit fällt der Beginn einer lebenslangen Freundschaft mit Prof. Dr. Heinz Wilhelm Trapp. Auch Trapp ging nach der Promotion in Münster nach Bochum. Dort widmeten sich beide der Hochschullehre und insbesondere dem Projekt »Einführung in die Analysis«.

Trotz des erheblichen Aufwandes an Zeit und Kraft für den Aufbau der jungen Osnabrücker Universität, konnte Reiffen seine Forschungen in der Komplexen Analysis erfolgreich fortsetzen, wobei er seine breite Methodenkenntnis aus anderen Gebieten der Mathematik einsetzte. Später entwickelte er die Untersuchung holomorpher Abbildungen weiter zu einer allgemein begründeten Theorie holomorpher Blätterungen, in ertragreichen Kooperationen mit Kollegen in Toulouse, Poitiers, und vor allem in Fribourg.

»Man darf mit Fug und Recht sagen, dass die Geburtsstunde der Mathematik in Osnabrück mit Hans-Jörg Reiffens Berufung zusammenfällt«, so der Dekan des Fachbereichs Mathematik/Informatik, Prof. Dr. Heinz Spindler. Den Aufbau des Faches Mathematik und des gesamten Fachbereichs hat er sicher nicht nur aus Pflichtbewusstsein, sondern auch aus Neigung übernommen und zu seiner Lebensaufgabe gemacht.

Der Fachbereich Mathematik, später Mathematik/Informatik, wurde erst 1980 gegründet. Dabei hat sich Reiffen als treibende Kraft erwiesen. Zum Zeitpunkt seiner Emeritierung schloss der Fachbereich neben der Mathematik und Mathematikdidaktik die Informatik und die Angewandte Systemwissenschaft mit ein. Der Fachbereich Mathematik hat sich Mitte der 1980er Jahre unter maßgeblicher Mitwirkung von Reiffen und Trapp intensiv um die Einrichtung eines Diplom-Studiengangs Informatik gekümmert, auch wenn die Bemühungen am Ende am Ministerium in Hannover scheiterten. Immerhin wurde die Informatik schon früh Nebenfach im Diplom-Studiengang Mathematik angeboten. »Aus Sicht der Mathematik war es eine etwas bittere Entwicklung, dass die Reiffensche Professur, die erste der Osnabrücker Mathematik, nun an die Informatik gefallen war. Aber die weitere Entwicklung hat gezeigt, dass der von Fachbereichsrat und Senat beschlossene Ausbau der Informatik letztendlich auch der Mathematik zugute gekommen ist«, so der Mathematiker Prof. Dr. Winfried Bruns.

Nach dem Anstoß zum Studiengang Angewandte Systemwissenschaft von Prof. Dr. Helmuth Lieth hat Reiffen den Studiengang zusammen mit Eberhard Umbach ab 1988 geplant. Die Angewandte Systemwissenschaft hat sich seitdem zu einem starken und lebendigen Zweig des Fachbereichs entwickelt. Auch für die Entwicklung der Universität insgesamt hat Reiffen eine wesentliche Rolle gespielt. Er war mehrere Jahre Senator und in der Amtsperiode 1981 bis 1983 Erster Vizepräsident. Vor allem aber hat er durch Gründung der Mittleren Liste, deren Koordinator er zwei Jahrzehnte war, der politischen Polarisierung der Universität im Spannungsfeld zwischen dem eher konservativen »PH-Flügel« einerseits und dem »gewerkschaftlichen« Flügel andererseits entgegengewirkt und wichtige Weichen für den weiteren Ausbau gestellt.

Bei aller Liebe zur Forschung hat sich der Wissenschaftler mit gleicher Intensität der Lehre verschrieben. Seine Vorlesungen sind in zahlreichen Lehrbüchern dokumentiert. Das vermutlich erfolgreichste Lehrbuch, an dem Osnabrücker Mathematiker beteiligt sind – wenn es auch vor Reiffens Osnabrücker Zeit entstand – ist die Algebra von Reiffen, Scheja und Vetter, das zum ersten Mal 1968 erschien. Sie hat eine Auflage von über 30.000 Exemplaren erlebt. Zu der didaktischen Unterstützung der Osnabrücker Mathematik-Vorlesungen gehört auch das Tutorium, eine Einrichtung, die von Reiffen und Trapp bereits in Bochum entwickelt und von dort mitgebracht wurde. Die Osnabrücker Schriften zur Mathematik, in denen viele Vorlesungen dokumentiert sind, wurden von Reiffen initiiert und fast 20 Jahre lang geführt. Der Wissenschaftler war ein sehr erfolgreicher Lehrer. Davon zeugen viele Examenskandidaten, Diplomanden und Doktoranden. »Wir trauern über den Verlust dieses einzigartigen Menschen. Er selbst hat vor kurzem bekannt: „Ich habe ein schönes Leben gehabt!“ So bleibt Hans-Jörg Reiffen in unserer Erinnerung«, so der Dekan des Fachbereichs, Prof. Spindler.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Heinz Spindler, Universität Osnabrück
Dekan des Fachbereichs Mathematik/Informatik
Fachbereich Mathematik/Informatik
Albrechtstraße 28a, D-49069 Osnabrück
heinz.spindler@uni-osnabrueck.de