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Pressemeldung

Nr. 218 / 2012

30. August 2012 : Ein Kämpfer gegen die Apartheid - Osnabrücker Gastprofessor Neville Alexander in Kapstadt gestorben

Neville Alexander, der südafrikanische Linguist, Anti-Apartheidkämpfer und Gastprofessor der Universität Osnabrück, erlag am Montag (27.8.) im Alter von 75 Jahren in Kapstadt einem Krebsleiden. Seinen letzten Vortrag hielt er am 6. Juni im Rahmen des diesjährigen Afrika Festivals in Osnabrück. Kurz darauf erhielt er die Diagnose „Lungenkrebs“ und musste seinen Aufenthalt an der Universität abbrechen.

Neville Alexander, der südafrikanische Linguist, Anti-Apartheidkämpfer und Gastprofessor der Universität Osnabrück, erlag am Montag (27.8.) im Alter von 75 Jahren in Kapstadt einem Krebsleiden. Seinen letzten Vortrag hielt er am 6. Juni im Rahmen des diesjährigen Afrika Festivals in Osnabrück. Kurz darauf erhielt er die Diagnose „Lungenkrebs“ und musste seinen Aufenthalt an der Universität abbrechen.

Neville Alexander war nicht nur der zweite Inhaber der Gastprofessur für Frieden und Globale Gerechtigkeit im Jahr 2011, sondern auch ein ständiger Gast im Stipendienprogramm für Studierende aus Afrika, den arabischen Staaten, Südostasien und Lateinamerika. Seine Erfahrungen als Wissenschaftler, politischer Aktivist und Mithäftling von Nelson Mandela auf der Gefängnisinsel Robben Island hinterließen insbesondere im Masterstudiengang „Demokratisches Regieren und Zivilgesellschaft“ bleibenden Eindruck.

1958 kam Neville Alexander als junger Humboldt-Forschungsstipendiat nach Tübingen und promovierte dort mit einer Arbeit zum „Stilwandel im dramatischen Werk Gerhart Hauptmanns". Während seines Studiums in Deutschland erhielt er den entscheidenden Antrieb für sein politisches Engagement. „Ich habe in Deutschland erlebt, dass eine dem Rassenwahn verfallene Gesellschaft sich zu einer demokratischen Gesellschaft wandeln kann. Während des Kampfes gegen die Apartheid hatte ich dieses Vorbild immer vor Augen“, erklärte er erst kürzlich in einem Interview.

Als Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) erlebte er die frühesten Anfänge der 1968er Bewegung. Nach seiner Verhaftung am 12. Juni 1962 in Kapstadt war ihm auch der Besitz einer Büchersendung aus Deutschland zur Last gelegt worden. Sie enthielt Werke marxistischer Revolutionäre, darunter die Arbeit "Strategische Probleme des antijapanischen Partisanenkrieges" von Mao Tsetung und Lenins Schriften über die Pariser Kommune, die damals in politischen Studentenkreisen heftig diskutiert wurden.

Während seiner zehnjährigen Haft initiierte der Mithäftling von Nelson Mandela eine „Lageruniversität“, an der nach täglicher Zwangsarbeit die spätere Elite des neuen Südafrika in den Fächern Geschichte, Englisch, Recht und Politik geschult wurde. Der heutige südafrikanische Präsident Jacob Zuma, der nie eine Schule besucht hatte und als 17jähriger auf Robben Island inhaftiert wurde, lernte bei ihm Lesen und Schreiben.Der Wissenschaftler und Professor an den Universitäten Kapstadt und Stellenbosch ist besonders als Verfechter der Mehrsprachigkeit und des muttersprachlichen Grundschulunterrichts bekannt geworden. Seine letzte, nun posthum erscheinende Veröffentlichung zum Thema „On Language and Peace“ entstand während seiner Gastprofessur in Osnabrück.

Die Universität Osnabrück verliert mit Prof. Alexander nicht nur ihren letztjährigen Friedens-Gastprofessor, sondern einen akademischen Lehrer, der bei Studierenden und Kollegen einen tiefen und bleibenden Eindruck hinterließ, und der sich noch wenige Wochen vor seinem Tod stark genug gefühlt hatte, seine sommerlichen Gastaufenthalte in Osnabrück auch in den kommenden Jahren fortführen zu wollen.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Roland Czada, Universität Osnabrück
Fachbereich Sozialwissenschaften
Seminarstraße 33, 49069 Osnabrück
Tel. +49 541 969 6024
roland.czada@uni-osnabrueck.de