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Pressemeldung

Nr. 189 / 2012

12. Juli 2012 : Erinnern und erforschen - Internationales Symposium zum deutsch-griechischen Gedächtnis an der LMU München

Vom 19. bis 21. Juli findet an der Ludwig-Maximilians-Universität München die Tagung »Erinnerungskultur und Geschichtspolitik der Okkupation Griechenlands (1941-1944). Deutsch-griechisches Gedächtnis in Medien und Literatur« statt. Veranstalter sind Prof. Dr. Marilisa Mitsou, LMU München, Institut für Byzantinistik Byzantinische, Kunstgeschichte und Neogräzistik, und Prof. Dr. Chryssoula Kambas von der Universität Osnabrück, Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft, Forschungsstelle Literarischer Transfer. Die Tagung findet statt an der LMU, Historicum, Raum 001, Amalienstraße 52, 80799 München.

Vom 19. bis 21. Juli findet an der Ludwig-Maximilians-Universität München die Tagung »Erinnerungskultur und Geschichtspolitik der Okkupation Griechenlands (1941-1944). Deutsch-griechisches Gedächtnis in Medien und Literatur« statt. Veranstalter sind Prof. Dr. Marilisa Mitsou, LMU München, Institut für Byzantinistik Byzantinische, Kunstgeschichte und Neogräzistik, und Prof. Dr. Chryssoula Kambas von der Universität Osnabrück, Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft, Forschungsstelle Literarischer Transfer. Die Tagung findet statt an der LMU, Historicum, Raum 001, Amalienstraße 52, 80799 München.

Das internationale Symposium will die Geschichtspolitik zur Okkupation Griechenlands (1941-1944) nach den jeweiligen nationalkulturellen Narrationen erarbeiten. Sie nimmt dabei die Perspektive dialogischer Erinnerungskultur auf. So werden Primär- und Sekundärquellen zu den Kriegsverbrechen, aber auch literarische Texte sowie Konzepte von Ausstellungen und Gedenkorten zusammen mit der Generationenproblematik diskutiert. In den europäischen Nachfolgestaaten der Besatzungsmächte Griechenlands, insbesondere der Bundesrepublik, werden die an der griechischen Zivilbevölkerung verübten Kriegsverbrechen ‚geschichtspolitisch’ heute wieder so behandelt, als hätten sie nie stattgefunden oder seien nun endgültig zu den Akten gelegt - unter Hinweis auf das „freiwillige Wiedergutmachungs-Abkommen“ von 1960. In der deutschen Erinnerungskultur, mit ihrer Aufgabe der Tradierung an die jeweils nachkommende Generation, ist das Weltkriegs-Geschehen auf dem ägäischen Schauplatz seit den Verjährungsgesetzen, durch vorangehende und weitere Leugnung sowie hartnäckiges öffentliches Beschweigen zu einem kaum erkennbaren Umriss verschattet.

»Wie dringlich die Aufgabe „Erinnern gegen Verdrängen“ ist, zeigen die suggestiv nationalistischen Stereotypen, zu denen im Zeichen der europäischen Finanzkrise zu greifen manche deutsche ‚Qualitätszeitung’ sich berufen fühlt. Das internationale Symposium unternimmt eine gegenläufige Spurensuche in Medien und Literaturen beider Sprachen. Es untersucht frühere Erinnerungsarbeit gegen Verdrängung und Leugnung, wobei es die wichtigsten Initiativen des Gedenkens an die Besatzung in den involvierten Ländern vorstellt«, erklärt Prof. Kambas. Sie nennt die Fragen, die einzelne Vorträge um einer kritischen Bestandsaufnahme willen stellen werden: Welche Rolle kam den Staatsanwaltschaften in der Bundesrepublik zu? Gibt es Veränderungen im Wiedergutmachungsdiskurs, seitdem juristisch und publizistisch an zwei der brutalsten Massaker (Distomo, Kalavryta) erinnert worden ist?

Befragt ist auf dem Symposium gleicherweise die derzeit wieder sehr aktuelle Erinnerungskultur in Griechenland: Welches Bild von Besatzung und Widerstand zeigen Ausstellungen, Medien und Orte, wenn sie das Gedächtnis der jungen Generation konstituieren wollen? Wie hat in griechischer „public history“, in Literatur und Film, das jüdische Gedächtnis Eingang gefunden? Griechische literarische Texte zu Verfolgung, Widerstand und Kollaboration sollen als dialogischer Part einer deutsch-griechischen Erinnerung zu den Zeugnissen deutscher Schriftsteller, die Griechenland als - meist junge - Soldaten kennengelernt hatten, gelesen und erörtert werden. Über ihre Erwartungen an das Kolloquium sagen die beiden Veranstalterinnen: »Jenseits von der in Krisenzeiten emotionalisierenden nationalistischen Sprache der Presse setzt sich der europäische Alltag mit seinen deutsch-griechischen Arbeits-, Familien- und Kulturbeziehungen in beiden Ländern fort. Vergessen und Beschweigen der Vergangenheit sowie die heute in der Bundesrepublik verbreitete schlichte Unkenntnis schaffen, auch für den einzelnen, kein tragfähiges Geschichtsbewusstsein, keine dauerhafte Aussöhnung. Zu beiden beizutragen ist Ziel der interdisziplinären Tagung.«

Weitere Informationen

Prof. Dr. Chryssoula Kambas, Universität Osnabrück
Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft
Neuer Graben 40, 49074 Osnabrück
Sekretariat Frau Brink, Tel.: 0541-969 4369
irene.brink@uni.osnabrueck.de