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Pressemeldung

Nr. 283 / 2014

18. Dezember 2014 : »Geographie hat mich am meisten überzeugt«: Dr. Franz neuer Professor für Humangeographie mit wirtschaftsgeographischem Schwerpunkt

Die Bürowände sind noch recht leer, der neue Computer ist zwar – in großen Kartons verpackt – endlich angekommen, aber noch nicht aufgebaut. Prof. Dr. Martin Franz ist dabei, sich in Osnabrück einzurichten und einzuleben. Im Oktober 2014 nahm er die Arbeit als Professor für Humangeographie mit wirtschaftsgeographischem Schwerpunkt im Institut für Geographie an der Universität Osnabrück auf.

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© Universität Osnabrück / Privat

Prof. Dr. Martin Franz ist Professor für Humangeographie mit wirtschaftsgeographischem Schwerpunkt. Foto: Privat

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1975 im nordrhein-westfälischen Wesel geboren, studierte Prof. Franz von 1995 bis 2001 Geographie an der Ruhr-Universität Bochum. Besagtes Fach hatte er in der Schule zwar nach der 11. Klasse abgewählt, doch ein Besuch im Berufsinformationszentrum (BIZ) der Agentur für Arbeit half ihm bei der Wiederentdeckung: »Zunächst interessierte ich mich für Landschaftsarchitektur oder Raumplanung, im BIZ wurde mir Geographie als Alternative vorgeschlagen – und das hat mich am meisten überzeugt.«

Spezialisieren wollte Prof. Franz sich eigentlich auf die Vegetationsgeographie, doch sehr engagierte Dozenten in der Humangeographie der Ruhr-Uni Bochum brachten ihn zur Humangeographie. Seinen Schwerpunkt legte der Geograph auf die Entwicklungsforschung. So war er in einer vorlesungsfreien Zeit für drei Monate als Praktikant im namibischen Tourismus- und Umweltministerium tätig.    

Nach dem Studium arbeitete Prof. Franz zunächst ein halbes Jahr bei der Deutschen Steinkohle. Er sollte den Stellenabbau evaluieren. »Ich fuhr zu den ehemaligen Bergleuten nach Hause und befragte sie, wie es ihnen nach ihrem Weggang aus dem Bergbau ergangen ist. Das war sehr spannend. Damals hat sich meine Vorliebe für qualitative Interviews entwickelt. Bis heute ist das Führen von Interviews für mich immer ein Höhepunkt der Forschungsarbeit.« Bei der Deutschen Steinkohle wollte er trotzdem nicht bleiben – es zog ihn zurück an die Universität.  

Im Rahmen eines EU-Projektes zur nachhaltigen Brachflächenentwicklung begann er, als wissenschaftlicher Mitarbeiter am damaligen Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung (ZEFIR) und am Geographischen Institut der Ruhr-Uni Bochum zu arbeiten. »Am ZEFIR war ich die ganze Zeit in EU-Projekte eingebunden. Gleichzeitig war es Ziel des Instituts, auch für die Region zu arbeiten. So gab es immer eher angewandte Projekte vor Ort. Das hat mich geprägt und mir ist es wichtig geblieben, den Kontakt zu Praktikern von Ort zu suchen und gemeinsame Projekte zu entwickeln«.  

2006 wechselte Prof. Franz an die Philipps-Universität Marburg. Anfang 2008 promovierte er dort zu dem Thema »Brachflächenentwicklung in Europa und die institutionelle Dimension von Nachhaltigkeit, dargelegt am Beispiel Oberschlesien«. Es folgte nicht nur der Wechsel auf eine Stelle als Akademischer Rat auf Zeit, sondern auch das lang ersehnte Ziel, wieder im Entwicklungsländerkontext zu arbeiten. Für seine Habilitationsschrift »Changing power structures in agro-food networks – case studies from India« war er mehrmals in Indien: »Der Lebensmittelsektor in Indien ist ein wahnsinnig dynamischer Bereich. Kleinbauern, die noch mit Ochsenfuhrwerken unterwegs sind, treffen mittlerweile auf transnationale Konzerne wie Metro oder Wal-Mart. Diese Gegensätze machen es sehr spannend, dort zu arbeiten.«  

Nach einer kurzen, aber angenehmen Marburg-Unterbrechung als Vertretung des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeographie an der Universität Bayreuth war das Bewerbungsverfahren für die Universität Osnabrück abgeschlossen: »Ich wollte sehr gerne nach Osnabrück. Die Geographie hier ist zwar ein verhältnismäßig kleines Institut, hat aber trotzdem einen sehr guten Ruf. Und die Stadt hat meiner Familie und mir sofort gefallen.« Als Professor für Humangeographie mit wirtschaftsgeographischem Schwerpunkt arbeitet er sich nun am Institut für Geographie ein. Hier möchte er seine Globalisierungsthemen mit Fokus auf Entwicklungsländer sowie seine regionale Forschung weiterführen. »Mich interessieren die Auswirkungen von großen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen, nicht nur der Globalisierung, sondern auch des wirtschaftlichen Strukturwandels und des demographischen Wandels. Im Fokus stehen dabei die Reaktionen betroffener Personen, Unternehmen und Institutionen. Wie versuchen die verschiedenen Gruppen die Veränderungen zu beeinflussen? Wie passen sie sich an diese Prozesse an?«  

Neben Mitteleuropa und Indien ist inzwischen die Türkei ein weiteres Schwerpunktland – noch bis 2016 läuft das Forschungsprojekt »(Re-)Migranten im deutsch-türkischen Innovationsnetzwerk – Identifikation und Kommunikation von Potentialen für Wissenschaft und Wirtschaft« an der Uni Osnabrück. Gerade ist er von einem Treffen mit den türkischen Kooperationspartnern in Istanbul zurückgekommen. »Reisen gehört zur Geographie einfach dazu – ein Grund, warum ich meinen Beruf liebe.«      

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Martin Franz, Universität Osnabrück
Institut für Geographie
Neuer Graben 19/21, 49076 Osnabrück
Tel. +49 541 969 4277
martin.franz@uni-osnabrueck.de