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Pressemeldung

Nr. 167 / 2014

31. Juli 2014 : Neue Einblicke in eine wichtige Epoche: Universität Osnabrück beteiligt sich an länderübergreifendem Editionsprojekt

Seit 2009 beschäftigt sich das Forschungs-Projekt »Niederdeutsch in Westfalen – Historisches Digitales Textarchiv« mit der wissenschaftlichen Erschließung mittelniederdeutscher Handschriften. Ziel ist es, die Texte der Handschriften und mit zusätzlichem Hintergrundwissen zu veröffentlichen. Die Ergebnisse stehen im Internet frei zur Verfügung. Beteiligt an dem Unternehmen sind neben der Universität Osnabrück die Universitäten Bielefeld und Münster.

Im Mittelpunkt der Arbeit stehen Handschriften des ehemaligen Klosters Frenswegen, von denen viele nach 1871 in die Universitätsbibliothek Straßburg gelangten. Das Kloster Frenswegen schloss sich als erstes deutsches Kloster der Windesheimer Kongregation an. So ebnete es der Devotio moderna, einer frömmigkeitsgeschichtlich bedeutsamen Strömung der spätmittelalterlichen Kirche, den Weg. »Gerade von den bisher nicht beachteten Straßburger Handschriften aus Frenswegen erhoffen wir uns neue Einblicke in eine wichtige Epoche der niedersächsisch-westfälischen Klosterkultur«, erläutert Prof. Dr. Harald Haferland, der das Projekt in Osnabrück leitet. »Die Handschriften sollen das kulturelle Gedächtnis und Bewusstsein einer vergangenen Kulturlandschaft, ihrer Geschichte, ihrer Sprache und ihrer Überlieferung stärken.«  

Dem Standort Osnabrück kommt dabei besondere Bedeutung zu. Denn auch das südwestliche Niedersachsen zählt zur historischen Region Westfalen. Aus der Zeit von 1401 bis 1520 liegen zahlreiche Texte aus dem heute niedersächsischen Gebiet vor.   Sechs umfangreiche, wahrscheinlich in Frenswegen entstandene und heute in Straßburg aufbewahrte Handschriften haben allein einen Umfang von mehr als 4.000 Seiten. Darunter sind viele noch nicht editierte geistliche Texte, die aber schon aufgrund ihrer Herkunft und der Verbindung zur Devotio moderna von großem wissenschaftlichen Interesse sind. Eine sprachgeographische Untersuchung wird ihrer Aufnahme und Einpflegung in das Textarchiv vorausgehen.  

Neben den Straßburger Handschriften sollen weitere kulturgeschichtlich bedeutsame Textdokumente aus dem ehemaligen Frenswegener Bestand aufgenommen werden. So die 1490 entstandene »Chronik der Windesheimer Kongregation«, die heute in Utrecht liegt. Außerdem mindestens vier weitere westfälischsprachige Handschriften aus der Bibliothek des Klosters St. Agatha in Cujk, Niederlande, darunter das älteste - etwa 1410 bis 1420 entstandene - Exemplar des  »Frenswegener Vokabulars«. Auf diese Weise könne ein Beitrag zur Rekonstruktion der Identität eines vergangenen Kulturraums geleistet sowie eine Lücke der Forschung geschlossen werden, von der verschiedene Disziplinen profitieren, so Prof. Haferland.    

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Harald Haferland, Universität Osnabrück
Institut für Germanistik
Neuer Graben 40, D-49069 Osnabrück
Tel. +49 541 969 4261
harald.haferland@uni-osnabrueck.de
https://www.lwl.org/LWL/Kultur/niederdeutsch