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Pressemeldung

Nr. 196 / 2014

22. September 2014 : So MOOC wi dat - Produktion eines Massive Open Online Course – Engagement von Lehrenden und Studierenden ist gefragt

Wie ein Bildungstsunami sind sie von Amerika nach Europa hinübergeschwappt: MOOCs (massiv open online courses) wollen die Präsenzuniversitäten das Fürchten lehren. Zu Recht? Die Arbeitsgruppe Medieninformatik im Institut für Informatik der Universität Osnabrück hat die Probe aufs Exempel gemacht und einen Online-Kurs zur Erstsemestervorlesung »Algorithmen & Datenstrukturen« erstellt. Im Wintersemester 2014 wird er nun auf der Internetplattform iversity angeboten.

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© Uni Osnabrück / Privat

Bei den MOOCs bekommt der Kursteilnehmer didaktisch hochwertiges Material mit vielen Interaktionsmöglichkeiten. Die Prüfung findet weiterhin an der Universität Osnabrück oder fünf weiteren Prüfungsorten statt. Foto: Pressestelle Universität Osnabrück

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Direkt zu iversity:

https://iversity.org/courses/algorithmen-und-datenstrukturen

»Das gesamte Material der Osnabrücker 4+2-stündigen Vorlesung und Übung wurde in 237 Videoclips à drei Minuten Dauer gepresst und mit insgesamt 132 Multiple Choice Quizzes angereichert«, erläutert Prof. Dr. Oliver Vornberger, Informatikprofessor an der Universität Osnabrück. Die Inhalte wurden im universitären Videostudio unter Verwendung unterschiedlicher Medien (Tablet, Tafel, Powerpoint) aufgezeichnet.

Nach Fertigstellung des kompletten Vorlesungsinhalts inklusive der zugehörigen Aufgabenblätter beginnt am 14. Oktober die Veröffentlichung auf der Plattform iversity. Gemäß der MOOC-Philosophie werden Fragen jeglicher Art in einem Diskussionsforum gestellt, wo sie innerhalb von wenigen Stunden von einem kompetenten Mitstreiter verständlich beantwortet werden.

Einmal pro Woche wird eine Hausaufgabe freigeschaltet, welche schriftlich bearbeitet und hochgeladen werden muss. Überwiegend handelt es sich dabei um Programmieraufgaben, die von einer in Osnabrück entwickelten Software auf syntaktische Korrektheit und auf das geforderte Ein-/Ausgabeverhalten überprüft wird. Weiterhin wird jede eingereichte Lösung an fünf zufällig ausgewürfelte Kursteilnehmer geschickt, welche die Bearbeitung bezüglich des Programmierstils kommentieren und bewerten müssen. »Durch dieses Peer-Reviewing bleibt jeder über seinen Leistungsstand im Bilde und trainiert zudem die Analyse fremder Software«, so der Informatik-Professor.

Wer sich am Ende des Kurses fit fühlt, kann sich für 149 Euro zu einer Präsenzprüfung anmelden. Hierzu fährt er am 7. Februar 2015 nach Osnabrück oder in einen anderen der insgesamt sechs Prüfungsorte in Deutschland und schreibt eine konventionelle Klausur mit Papier und Kugelschreiber. Bei erfolgreichem Bestehen gibt es dafür ein Zertifikat mit Note und Workload (6 ECTS Credits).

»Politiker sehen in MOOCs oft die Wunderwaffe zur Lösung der Probleme einer Massenuniversität. Allerdings wird dabei oft der Aufwand für Lehrer und Lerner übersehen«, erläutert Vornberger. Die Herstellung des Materials für eine Woche Online-Kurs hat inkl. Drehbuchschreiben, Studioaufnahmen und Videoschnitt fast 30 Stunden Aufwand verursacht. »Das ähnelt also eher dem Schreiben eines Lehrbuchs als dem Halten einer Vorlesung.«

Der Kursteilnehmer bekommt didaktisch hochwertiges Material mit vielen Interaktionsmöglichkeiten. Allerdings muss er sich selbständig mehrere Stunden pro Woche aufraffen, sich mit dem MOOC auseinanderzusetzen. »Das ist etwas für sehr gut organisierte Studierende«, gesteht der Informatikprofessor. Ob sich MOOCs daher durchsetzen werden, bleibt noch offen, denn sie verlangen vom Produzenten und vom Konsumenten ein überdurchschnittliches Engagement. 

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Oliver Vornberger, Universität Osnabrück,
Fachbereich Mathematik/Informatik,
Albrechtstraße 28, 49069 Osnabrück,
Tel. +49 541 969 2481
E-Mail: oliver.vornberger@uni-osnabrueck.de