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Pressemeldung

Nr. 49 / 2014

27. Februar 2014 : Universität evaluiert webbasiertes Programm »ESS-KIMO« zur Steigerung der Änderungsmotivation

Um den Zugang zu einer Therapie gegen Essstörungen zu erleichtern, haben die Diplom-Psychologinnen Ruth von Brachel und Katrin Hötzel unter der Leitung von Prof. Dr. Silja Vocks ein internetbasiertes Programm entwickelt. Die Wirksamkeit des Programmes »ESS-KIMO« wurde nun in einer Studie evaluiert.

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© Universität Osnabrück / Privat

V.l.n.r.: Dipl.-Psych. Katrin Hötzel, Prof. Dr. Silja Vocks und Dipl.-Psych. Ruth von Brachel.

Zahlreiche junge Mädchen und Frauen sind von einer Essstörung betroffen, doch nur wenige unternehmen etwas gegen ihre Erkrankung. Um den Zugang zu einer Therapie zu erleichtern, haben die Diplom-Psychologinnen Ruth von Brachel und Katrin Hötzel unter der Leitung von Prof. Dr. Silja Vocks von der Universität Osnabrück ein internetbasiertes Programm entwickelt. Es soll helfen, die Änderungsmotivation bei Frauen mit einer Essstörung zu verbessern und die Teilnehmerinnen dazu motivieren, eine adäquate Behandlung aufzunehmen. Die Wirksamkeit des webbasierten Essstörungs-Programmes »ESS-KIMO« wurde nun in einer Studie evaluiert.Dieses Forschungsprojekt wurde finanziell von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

»Frauen sind häufig sehr ambivalent ihrer Essstörung gegenüber eingestellt. Einerseits leiden sie unter den negativen Konsequenzen ihrer Erkrankung, andererseits fühlen sie sich durch ihre Schlankheit kurzfristig in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt und besitzen durch die Essanfälle eine Strategie zum Umgang mit negativen Gefühlen«, so Universitätsprofessorin Dr. Silja Vocks. »Dies führt dazu, dass nur wenige Frauen dazu motiviert sind, etwas gegen ihre Essstörung zu unternehmen. Ebenso führt diese Ambivalenz zu Schwierigkeiten in der Behandlung, sehr häufig sogar zu einem Abbruch der Therapie«.

Da es ein leicht zugängliches Medium ist, bietet sich das Internet für Interventionen zur Steigerung der Änderungsmotivation an. Frauen mit einer Essstörung lassen aufgrund von Scham und Angst vor Stigmatisierung häufig viel Zeit verstreichen, bis sie eine Behandlung in Anspruch nehmen. »Mit einem webbasierten Programm können auch diejenigen Personen erreicht werden, die von sich aus keine Therapie aufnehmen würden, da das Internet zum einen für jedermann schnell zugänglich ist und zum anderen die Anonymität wahrt«, erklärt die Diplom-Psychologin Katrin Hötzel.   Im Rahmen des ESS-KIMO-Programmes durchlief jede Teilnehmerin im wöchentlichen Rhythmus sechs interaktive Einzelsitzungen, in denen sie verschiedene Aufgaben bearbeitete. Zu jeder Sitzung gab es für die Teilnehmerinnen individuelles Feedback durch zwei Psychotherapeutinnen.

Im Verlauf der Studie stellte sich heraus, dass das ESS-KIMO-Programm erfolgreich ist und die Änderungsmotivation steigern kann. Auch nahmen die Teilnehmerinnen die negativen Aspekte ihrer Essstörung im Vergleich zu Personen aus einer unbehandelten Kontrollgruppe verstärkt wahr. Gleichzeitig wurde das Selbstwertgefühl der Teilnehmerinnen durch das ESS-KIMO-Programm gestärkt und es konnte eine Verminderung des gezügelten Essverhaltens festgestellt werden. Dies belegt die Effektivität des Programmes und zeigt, dass das Internet ein geeignetes  Medium ist, um die Änderungsmotivation von Frauen mit Essstörungen zu steigern und sogar schon eine erste Symptomreduktion einzuleiten.

Was den Wissenschaftlerinnen indes noch Sorgen bereitet,  ist der relativ hohe Anteil der Aussteigerinnen. Dies ist jedoch ein generelles Problem von Internetbehandlungen, da sie mit einem Klick beendet werden können. »Frauen, die gefährdet sind, das Programm zu verlassen, bräuchten noch mehr Unterstützung«, erklärt die Diplom-Psychologin Ruth von Brachel. »Zusätzliche Behandlungsmodule oder persönlicher Kontakt könnten dabei hilfreich sein«.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Silja Vocks, Universität Osnabrück
Institut für Psychologie
Knollstraße 15, 4969 Osnabrück
Tel. +49 541 969 4743
silja.vocks@uni-osnabrueck.de