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Pressemeldung

Nr. 12 / 2019

16. Januar 2019 : Achtung, Gefahr! Universität Osnabrück untersucht, wie die übersteigerte Beachtung von Gefahrenreizen abtrainiert werden kann

Das menschliche Gehirn ist in der Lage, bedrohliche Reize in der Umwelt schnell zu entdecken und bevorzugt zu verarbeiten. Dies ist häufig Voraussetzung für schützende Verhaltensanpassungen. Doch was ist, wenn Menschen diesen Reizsignalen übersteigerte Beachtung schenken? In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekt wollen Psychologen der Universität Osnabrück untersuchen, wie sich ein bestimmtes Training besonders auf grundlegende Prozesse der Aufmerksamkeitslenkung im Gehirn auswirkt.

Grundsätzlich kommt dem Erkennen bedrohlicher Umweltreize eine positive Rolle zu. So kann es beispielsweise sehr hilfreich sein, wenn man in einer Menschenmenge einen potentiellen Angreifer schnell und am besten schon von weitem an dessen wütendem Gesicht erkennt. Allerdings kann es auch durchaus problematisch sein, die Umwelt ständig und überall auf mögliche Bedrohungen hin „zu scannen“. Wer dauernd und unwillkürlich auf kleinste Gefahrenreize in der Umgebung achtet, nimmt die Welt vermutlich als wesentlich bedrohlicher war und erlebt folglich auch häufiger Angst. Einer solchen übersteigerten Beachtung wird deshalb auch immer wieder eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von pathologischen Ängsten zugesprochen.

Aus diesem Grund arbeiten seit einigen Jahren weltweit Forscher an der Entwicklung computergestützter Trainingsverfahren, welche die Beachtung bedrohlicher Signalreize auf ein gesundes Maß reduzieren sollen. In der Fachliteratur spricht man in diesem Zusammenhang von einem sogenannten Attentional Bias Modification (ABM) Training. Systematische Übersichtsarbeiten zeigen mittlerweile, dass dieser Ansatz ein gewisses therapeutisches Potential hat – allerdings sind die gefundenen Effekte meist sehr klein und die vermittelnden psychologischen Mechanismen noch weitestgehend unbekannt. „Deshalb wollen wir an der Weiterentwicklung des ABM-Ansatzes arbeiten und untersuchen, wie sich das Training besonders auf grundlegende Prozesse der Aufmerksamkeitslenkung im Gehirn auswirkt“, erklärt Prof. Dr. Roman Osinsky, Persönlichkeitspsychologe an der Universität Osnabrück. „Wir erhoffen uns dadurch, die Wirkmechanismen des ABM-Ansatzes besser zu verstehen und den potentiellen therapeutischen Nutzen dieser Technik zu erhöhen.“

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Roman Osinsky, Universität Osnabrück
Fachbereich Humanwissenschaften
Seminarstraße 20, 49076 Osnabrück
Tel.: +49 541 969 4420
roman.osinski@uni-osnabrueck.de