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22. Februar 2018 : Bekämpfung von Extremismus kann nur Hand in Hand gelingen - Symposium der Polizeidirektion Osnabrück und des Instituts für Islamische Theologie (IIT) der Universität Osnabrück

Extremistische Entwicklungen in der Gesellschaft wie Radikalisierung, Islam- oder Demokratiefeindlichkeit, stellen kein in sich isoliertes Phänomen dar. Sie können nur durch die Etablierung von regionalen Partnerschaften, beispielsweise Präventionsnetzwer-ken, frühzeitig erkannt und bekämpft werden. Das ist das Resümee des 5. Symposiums der Polizeidirektion Osnabrück und des Instituts für Islamische Theologie (IIT) der Universität Osnabrück, das heute (22. Februar) mit 270 Expertinnen und Experten im Osnabrücker Schloss stattfand.

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© Universität Osnabrück / Elena Scholz

Prof. Dr. Bülent Ucar, Polizeipräsident Bernhard Witthaut, Vizepräsidentin Prof. Dr. Martina Blasberg-Kuhnke und Dr. Michael Kiefer begrüßten 270 Expertinnen und Experten in der Schlossaula.

Die Veranstaltung, an der Vertreter aus Politik, Polizei, Justiz, Kommunen, Wissenschaft so-wie Organisationen, Vereinen und Verbänden aus ganz Deutschland teilnahmen, stand unter dem Titel: „Polizei und Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft – Neue Herausforderungen für Zivilgesellschaft, Kommunen und Sicherheitsbehörden“. Deutlich wurde, dass die Lösung gesellschafts- und polizeirelevanter Problemfelder nur Hand in Hand gelingen kann. Gut ausgebildete Fachkräfte für Soziale Arbeit müssen eng mit den Sicherheitsbehörden zusammenarbeiten.

Polizeipräsident Bernhard Witthaut machte in seiner Begrüßungsrede auf die Aufgabe der Polizei in diesem Kontext deutlich: „Ich bin davon überzeugt, dass wir als Polizei durch unsere tägliche Arbeit mit den jungen Menschen, mit der Begleitung und mit der Beratung in grenzwertigen Situationen, anderen Institutionen helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir initiieren, helfen, wo wir können und sind aktiv.“

Prof. Dr. Martina Blasberg-Kuhnke, Vizepräsidentin der Universität Osnabrück, sagte in ihrem Grußwort: „Zunächst ist die Prävention in den Blick zu nehmen. Zum anderen geht es um Mitarbeit an einem gesellschaftlichen Klima, das eine Alternative darstellt zwischen Radikalisierung und sozialer Desintegration auf der einen und Islamophobie auf der anderen Seite. Hier stellt sich eine umfassende politische und gesellschaftspolitische Aufgabe, der wir uns als Universität, mit den uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, gerne stellen.“

Prof. Dr. Bülent Ucar, Direktor des Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück, fügte in seiner Rede hinzu: „Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft hat gerade für eine Institution wie die Polizei auch eine wichtige präventive Funktion, die wir auf unserer gemeinsamen Fachtagung kritisch beleuchten.“

Dass die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Sozialer Arbeit in der Vergangenheit durchaus auch von Konflikten gekennzeichnet war, stellte Dr. Michael Kiefer vom Institut für Islamische Theologie in seinem Vortrag dar. „Im Zentrum der Auseinandersetzung standen in den 70iger und 80iger Jahren die Gegensatzpaare polizeiliche Kontrolle versus sozialarbeiterische Hilfe oder Legalitätsprinzip versus Vertrauensprinzip. Erst ab den 90iger Jahren entwickelten sich sukzessive Schnittstellenbereiche (z. B. Sucht, Opferhilfe, soziale Brennpunkte, Prävention), in denen erfolgreiche Kooperationsmodelle implementiert werden konnten.“ Heute sei eine Kooperation in der Radikalisierungsprävention in machen Bereichen unausweichlich.

Die Polizeidirektion stellte dem Publikum zwei eigene Initiativen vor. Sie zeigen, welche Rolle die Polizei bei der Vorbeugung von religiös motiviertem Extremismus spielen kann: Polizeioberkommissar Sebastian Häfker führt seit Herbst 2015 mit seinem Sportprojekt „Faires Kämpfen“ über hundert Deutsche und Menschen mit Migrationshintergrund zusammen. Ziel des Projektes ist es, durch das gemeinsame Training Berührungsängste abzubauen und spielerisch Werte wie gegenseitigen Respekt, Anerkennung und interkulturellen Teamgeist zu vermitteln.

Auch mit den „Polizei-Scouts“ der Polizeidirektion wurde bereits gemeinsam trainiert. Das Projekt startete 2014 mit dem Ziel, Jugendliche in ihrem persönlichen Umfeld (Schule, Verein) sowie deren Eltern über den Polizeiberuf zu informieren. Die „Polizei- Scouts“ nehmen an öffentlichen Veranstaltungen wie Kultur-, Sommer- und Gemeindefesten teil. Die Jugendlichen sind bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit nicht auf sich allein gestellt, sondern bekommen erfahrene Polizeibeamte an die Hand, die stets als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und eine weiterführende Beratung und Betreuung potentieller Bewerberinnen und Be-werber gewährleisten. Die „Polizei-Scouts“ Marie Jürgens und Adam Kigungu informierten die Gäste zusammen mit Sabina Ide, die das Projekt bereits von Beginn an begleitet. Beide Initiativen verdeutlichen, wie sich Menschen auf Augenhöhe begegnen und einander auf einem Weg begleiten.

In den Bereichen, in denen die Polizei potenzielle oder reale Straftäter nur bedingt erreicht, können Fachkräfte für Soziale Arbeit vor Ort – und zwar in Schulen, Jugendzentren, Moscheen, Justizvollzugsanstalten oder aber durch direkten Kontakt in informellen Kontexten – betroffene Menschen im Sinne einer Rückführung in die Gesellschaft begleiten. Und bei der Ausbildung von Fachkräften für Soziale Arbeit gibt es weitere Berührungspunktes zwischen Polizei und der Universität Osnabrück: Am Institut für Islamische Theologie wird ab Wintersemester 2019 der Studiengang Soziale Arbeit angeboten. Seit 2017 hat die Universität Osnabrück darüber hinaus den Auftrag – gefördert durch das Bundesforschungsministerium – einen Bachelor- und Masterstudiengang „Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft“ aufzubauen. Ziel sind wissenschaftlich qualifizierte Theologinnen und Theologen mit Kompetenzen in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialpädagogen mit theologischer Kompetenz.

Bei der Podiumsdiskussion mit regionalen Akteuren aus Polizei, Universität, Diakoniewerk und Kommune, wurde das Thema aus der Perspektive der praktisch handelnden Akteure beleuchtet. Hervorzuheben ist hier das Ende letzten Jahres entstandene Präventionsnetzwerk „PRÄSENZ“ gegen Radikalisierung und Islam- und Demokratiefeindlichkeit im Bereich der Stadt und des Landkreises Osnabrück.

In diesem regionalen Netzwerk, mit einer Koordinierungsstelle bei der Diakonie Osnabrück, arbeiten Vertreter der Polizeiinspektion Osnabrück, der Stadt und des Landkreises Osnabrück, des Landeskriminalamtes Niedersachsen und der Landesschulbehörde sowie weitere Netzwerkpartner eng zusammen. Ziel ist die Aufklärung über die Phänomene Islamismus und Salafismus. An den Schulungen nehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Einrichtungen wie Schulen, Kindertagesstätten, offene Jugendarbeit, muslimische Verbände, aber auch Vertreterinnen und Vertreter aus Behörden und Ämtern teil. Die Teilnehmer sollen sensibilisiert und in ihrer Handlungsfähigkeit im Umgang mit radikalen islamistischen Tendenzen gestärkt werden. Dabei geht es auch um die Kommunikation und Konfliktbewältigung im interkulturellen und im interreligiösen Dialog.

Ansprechpartner für die Medien:
Marco Ellermann, Polizeidirektion Osnabrück,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Heger-Tor-Wall 18, 49078 Osnabrück,
Tel.: +49 541 327 1024, Mobil: 0171/4157949,
Email: pressestelle@pd-os.polizei.niedersachsen.de

Utz Lederbogen Pressesprecher der Universität Osnabrück,
Neuer Graben /Schloss, 49069 Osnabrück,
Tel. +49 541 969 4370,
E-Mail: utz.lederbogen@uni-osnabrueck.de