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Pressemeldung

Nr. 49 / 2018

21. März 2018 : Der erste Möser-Medaillen-Träger Ludwig Bäte im Dritten Reich – Masterarbeit an der Universität Osnabrück untersucht Schriften des „Mitläufers“

Der Osnabrücker Schriftsteller Ludwig Bäte (1892-1977) gilt als heimatverbundener Autor und verdienstvoller Akteur des kulturellen Wiederaufbaus nach dem Krieg. Er gehört zu den vier ersten Trägern der Möser-Medaille – im Stiftungsjahr 1944 –, was damals wenig über den künstlerischen Rang, mehr über die politische Konformität des Geehrten aussagte. Marleen Quiel, angehende Gymnasiallehrerin, ist die Erste, die in ihrer Masterarbeit an der Universität Osnabrück das Verhältnis des Schriftstellers zum Nationalsozialismus untersuchte. Die Abschlussarbeit wurde von apl. Prof. Dr. Dr. Rolf Düsterberg betreut.

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© Nds.Landesarchiv - Standort Osnabrück

Der Osnabrücker Schriftsteller Ludwig Bäte (1892-1977) war einer der ersten Möser-Medaillenträger.

Marleen Quiel hat unveröffentlichte Dokumente aus zahlreichen Archiven, (auto-) biografische Zeugnisse und exemplarisch Bätes Werk berücksichtigt. Über Bäte las man 1936 in der Zeitung, Osnabrück habe „bis auf den heutigen Tag keinen Mann von solchem dichterischen Ausmaß hervorgebracht“.

Dem „Trend“ der Zeit folgend, verfasste der Autor zunächst 1914 euphorische Kriegslyrik. Nach dem Ersten Weltkrieg sah er sich als Demokrat und liberaler Protestant, wurde Freimaurer und Mitglied des SPD-nahen Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Andererseits war er auch Gründungsmitglied der überwiegend nationalistisch und völkisch orientierten Autorenvereinigung „Die Kogge“. Schon 1930 trat er dem Nationalsozialistischen Lehrerbund bei. In verschiedenen Funktionen war er nach 1933 außerdem im nationalsozialistischen Literaturbetrieb engagiert. Gleichwohl begegneten ihm Partei und Gestapo mit Misstrauen; bedrohliche Auswirkungen für ihn persönlich hatte das aber offenbar nicht.

Im Gegenteil: Bäte schrieb Beiträge für verschiedene Partei-Zeitungen, was ihm allein 1940 gut 1.850 RM einbrachte (heute etwa 15.000 Euro). Auch die 1941 publizierte Kurzfassung seines Romans „Der Schoner Johanna“ (zuerst 1936) propagiere, so Marleen Quiel, das vom Regime gewünschte Bild der Frau als Lebenskameradin des Mannes und als „deutsche Mutter“. Darüber hinaus sei der Text der gegen England zielenden Kriegspropaganda verpflichtet.

Im Entnazifizierungsverfahren wurde Bäte von jeder Verstrickung freigesprochen. Er blieb Osnabrücker Kultur- und Verkehrsamtschef, Mittelschullehrer, Stadtarchivar und Autor, der der alle Schuld für die jüngste Vergangenheit auf den „Österreicher Adolf Hitler“ schob. Er erhielt noch zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Ehrenpreis der Niedersächsischen Staatsregierung. Es gab aber auch kritische Stimmen: Bäte sei eine „zwielichtige Persönlichkeit, als Literat und ‚Historiker‘[…], der die mangelnde Anerkennung der Fachwelt durch ein gesteigertes Geltungsbedürfnis beantwortet“.

Marleen Quiel resümiert, Bäte sei als „Mitläufer“ einzuordnen, der vor und während des Dritten Reiches und auch danach seine Schriften an die jeweils bevorzugten oder politisch vorgegebenen Tendenzen anpasste. Die Osnabrücker Ludwig-Bäte-Straße würdigt ihn noch heute.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
apl. Prof. Dr. phil. Dr. habil. Rolf Düsterberg, Universität Osnabrück,
Institut für Germanistik,
Neuer Graben 40, 49074 Osnabrück,
Tel.: +49 541 969-4085,
E-Mail: rduester@uni-osnabrueck.de