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Pressemeldung

Nr. 195 / 2016

05. September 2016 : Follow People! Trace Art! Nussbaum-Forschung an der Universität Osnabrück stellt erste Ergebnisse vor

Für mehr als zehn Jahre war Felix Nussbaum ein Mensch auf der Flucht. Gemeinsam mit dem Zentrum für verfolgte Künste in Solingen arbeitet das Team der Professur für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung der Universität Osnabrück an einer Visualisierung des Lebens- und Fluchtweges von Felix Nussbaum. Am Donnerstag, 8. September, findet im Rahmen einer Journalistenreise ein Stadtrundgang auf den Spuren von des Künstlers gemeinsam mit Mark Schaevers statt, dessen neue Nussbaum-Biografie soeben erschienen ist. Um 16 Uhr werden die Ergebnisse des Nussbaum-Projekts im Senatssitzungssaal der Universität im Schloss Hauptgebäude vorgestellt.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten von einem Aufenthalt in Italien nicht mehr nach Deutschland zurück gekehrt, lebte Nussbaum  - erst mit Touristenvisum, dann nach der deutschen Besetzung versteckt – in Belgien. 1944 verhaftete ihn die Gestapo, er wurde deportiert und in Auschwitz ermordet.   »Nussbaum nutzte vielfach ähnliche Strategien, die wir auch heute bei Menschen auf der Flucht beobachten«, so Projektleiter Prof. Dr. Christoph Rass, »Kreativität beim Umgang mit den Behörden, beim Beschaffen des Lebensunterhalts und dabei, unentdeckt zu bleiben.« Dabei geht für die Forscher um Christoph Rass und Jürgen Kaumkötter, Kurator des Zentrums für verfolgte Künstle, nicht allein um die Wege und Lebensorte, sondern auch um einen neuen Blick auf Nussbaums Kunst. »Sieht man sein Gesamtwerk auf die Entstehungsorte der Bilder projiziert, wird die bisher vielfach übersehene Bedeutung Ostendes sichtbar. Gerade auch das Aufzeigen der zerstörten und verschollenen Bilder lässt zudem die Produktivität seiner Berliner Zeit sichtbar werden.«    

Die am Donnerstag vorzustellenden Animationen zeigen den Prototypen einer umfassenderen Anwendung zu den Lebensgeschichten von Künstlerinnen und Künstlern,  die im 20. Jahrhundert zu Flüchtlingen wurden. Dazu gehört auch ein Blick auf die Mobilität ihrer Kunstwerke. So ist nun der Weg aller Bilder von Felix Nussbaum von ihrem Entstehen bis in die Gegenwart in einer animierten Karte zu sehen. »Wir verweisen damit auf den Zusammenhang zwischen der Rezeption Nussbaums und dem Umgang mit seinen Bildern und eröffnen der Provenienzforschung neue Perspektiven«, so Christoph Rass. Dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines zweiten Projekts, das Kaumkötter und Rass gemeinsam angestoßen haben: Anfang 2017 erscheinen die Lebenserinnerungen von Felix Nussbaums Kusine Auguste Moses-Nussbaum in deutscher Übersetzung. Sie hat in den späten 1960er Jahren Nussbaums Bilder in den Brüsseler Verstecken wieder entdeckt und später nach Osnabrück gebracht.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Christoph Rass, Universität Osnabrück
Historisches Seminar
Schloßstraße 8, 49069 Osnabrück
Tel.: +49 541 969 4912
chrass@uni-osnabrueck.de