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Pressemeldung

Nr. 58 / 2017

15. März 2017 : Fritz Thyssen Stiftung fördert Projekt zur Historischen Migrationsforschung

Hermann Helfgott/Zvi Asaria ist eine der prägenden Figuren des deutsch-jüdischen Nachkriegslebens. Die Fritz Thyssen-Stiftung stellt nun Mittel bereit, damit Historiker der Universität Osnabrück die lange überfällige Biographie dieses für das deutsch-jüdische Verhältnis zentralen Akteurs und die Analyse eines exemplarischen Lebensweges erarbeiten können.

Helfgott/Asaria wurde 1913 im serbischen Banat als Sohn einer Familie polnischer Chassidim geboren, geriet als Rabbiner der königlich jugoslawischen Armee 1941 in deutsche Gefangenschaft. In einem Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht in Osnabrück gelang es ihm, eine jüdische Gemeinde zu organisieren. Nach der Befreiung wurde er als Oberrabbiner der britischen Besatzungszone, als Unterstützer des bewaffneten Unabhängigkeitskampfes in Palästina, als Rabbiner Kölns und Savyons (Israel), als niedersächsischer Landesrabbiner und als extrem produktiver Autor zu einer prägenden Figur des deutsch-jüdischen Nachkriegslebens. Er starb 2002 im Banat.

Seine Biografie erzählt von Konflikt und Gewalt, vom Willen zur Aushandlung eines Neubeginns und vom den komplexen Vernetzungen deutsch-jüdischer Geschichte im 20. Jahrhundert. Sie erzählt dabei auch ein Leben, das von Mobilität und Migration im „Zeitalter der Extreme“ geprägt war. »Für uns ist die Förderung durch die Fritz Thyssen Stiftung auch eine Chance, unsere Arbeit zu Migration und ihren Narrativen entscheidend weiter auszubauen«, sagt Dr. Christoph Rass, Professor für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung, an dessen Professur sich bereits mehrere Projekte mit Migrationserfahrung in Lebensläufen und Lebensgeschichten befassen.

»Unsere Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung könnten kaum besser sein«, ergänzt Dr. Frank Wolff. Er hat das Projekt gemeinsam mit Christoph Rass vorbereitet, das beide nun im Team leiten werden. »An unserem Institut«, so Wolff weiter, »kommen Expertinnen und Experten für Biografik, Jüdische Geschichte und Historische Migrationsforschung zusammen, wir können nun inhaltlich und methodisch einen neuen Akzent setzen.« Für die Osnabrücker Forscher wird damit eine biografische Perspektive auf jüdische Geschichte zur Sonde für die Erkundung des "Zeitalters der Extreme". Das Projekt wird Archivrecherchen in den USA, Großbritannien, Israel und Deutschland erfordern, die Wissenschaftler werden eng mit der Gedenkstätte Bergen-Belsen zusammen arbeiten.

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Christoph Rass, Universität Osnabrück
Fachbereich Kultur- und Sozialwissenschaften
Neuer Graben 19/21, 49069 Osnabrück
Tel.: +49 541 969 4912
christoph.rass@uni-osnabrueck.de