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Pressemeldung

Nr. 37 / 2016

17. Februar 2016 : Gemeinsame Brücken bauen – Neue Lebensperspektiven für Flüchtlinge - Symposium der Polizeidirektion Osnabrück und des Instituts für Islamische Theologie

Es kann nur gemeinsam gelingen, die Spannungsfelder auf dem Weg zu einer gelungenen Integration zu überwinden, um so die Brücke von der Flucht zu neuen Lebensperspektiven und Integration in Deutschland zu bauen. Zu diesem Ergebnis kamen am Dienstag,16. Februar, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Fachtagung, zu der die Polizeidirektion Osnabrück und das Institut für Islamische Theologie (IIT) der Universität Osnabrück eingeladen hatten.

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© Foto / Polizeidirektion Osnabrück

"Der Zuzug muss bei aller Herausforderung als Zukunftsinvestition verstanden werden, daher muss Integration so schnell wie möglich beginnen", betonte Stephan Manke, Staatssekretär des Niedersächsischen Innenministeriums, bei der Eröffnung der Tagung "Flüchtlingswellen" im Osnabrücker Schloss.

Prof. Dr. Martina Blasberg-Kuhnke (Universität Osnabrück) begrüßte die rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Osnabrücker Schloss und appellierte: »Lassen Sie uns gemeinsam dafür einstehen, die Zahl der Geflüchteten nicht als Flüchtlingswelle anzusehen, sondern als Welle, die unsere besten Kräfte aus Demokratie und Religion freisetzen.« Es folgten Grußworte von Prof. Dr. Bülent Uçar (Direktor des Instituts für Islamische Theologie) und von Stephan Manke, Staatssekretär des Niedersächsischen Innenministeriums. Dieser betonte: »Der Zuzug muss bei aller Herausforderung als Zukunftsinvestition verstanden werden, daher muss Integration so schnell wie möglich beginnen.«

Erfahrungsberichte der Aufnahmebehörde und der Polizei  

Den Grußworten schloss sich ein Erfahrungsbericht von Klaus Dierker, derzeitiger kommissarischer Leiter der Landesaufnahmebehörde (LAB) Bramsche, an. Er stellte zunächst die bisherigen Entwicklungen dar und zeigte Problemfelder auf, die insbesondere aus der Überbelegung resultierten: »Es war eine große Herausforderung für alle Beteiligten diese Menschen unterzubringen. Ein Mindestmaß an Intimsphäre konnte kaum gewährleistet werden. Priorität hatte zunächst allein die Unterbringung aller Menschen.« Dierker zeigte auch positive Entwicklungen auf, wie die Umgestaltung der winterfesten Zelte und die Einrichtung von Schulungsräumen. Diese kleinen Schritte hätten zu einer Entspannung der Situation in der LAB Bramsche geführt.  

Aktuell sind dort knapp unter 1.000 Menschen untergebracht. 2015 hielten sich insgesamt ca. 29.000 Flüchtlinge in der LAB Bramsche auf. Ann Oldiges, Leiterin des Polizeikommissariats Bramsche gab anschließend ihre Erfahrungen mit der Flüchtlingssituation und den Auswirkungen auf den dienstlichen Alltag wieder: »Die Einsätze in der LAB Bramsche sind oftmals mit Schwierigkeiten verbunden, da Emotionen, Hektik und insbesondere Sprachbarrieren die Situation vor Ort erschweren.« Oldiges betonte weiter, der weitaus überwiegende Teil der Flüchtlinge sei nicht kriminell.  

Erfahrungsbericht zum Thema Flucht und Ankommen  

Zum Thema Flucht und Integration schilderte der somalisch-stämmige Ali Mohammed Sharif seine Erfahrungen. Der 20-Jährige fand nach seiner Flucht über den Jemen in Deutschland eine neue Heimat und absolviert derzeit eine Ausbildung zum Maler und Lackierer in Osnabrück. Seine Erfahrungen mit der deutschen Polizei beschreibt Sharif positiv: »Sie waren nett und ich bin ihnen dankbar.« Große mentale Unterstützung und Halt fand er in der Gemeinde der Merkez Moschee, in der er auch seine jetzige Ehefrau kennenlernte.  

Dem bewegenden Beitrag folgten am Nachmittag theologische und religionspädagogische Sichtweisen zum Thema Flucht und Hilfe. Neben Prof. Dr. Tarek Badawia von der Universität Erlangen sprachen der Religionspädagoge und Gymnasiallehrer Dr. Ismail Hakki Yavuzcan und die Bildungsreferentin Franziska Birke-Bugiel (Haus Ohrbeck).  

Muslime in Deutschland als Akteure in Flüchtlingsfragen  

Dann ging es um die Frage, wie sich Muslime in Deutschland als Akteure in Flüchtlingsfragen engagieren. Denkanstöße dazu gab zunächst Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Darauf aufbauend folgten Ausführungen von Yilmaz Kilic, Vorsitzender des DITIB-Landesverbandes Niedersachsen und Avni Altiner, Vorsitzender des SCHURA-Landesverbandes Niedersachsen. Kilic dazu: »Die Hilfsbereitschaft bei uns in den Moscheegemeinden ist zutiefst beeindruckend – und sie hält an. Wir sehen die neuen Bürger, nicht als Belastung, sondern als die neuen Nachbarn, Arbeitskollegen von morgen.« Ergänzend formulierte Avni Altiner: »Die Religionen verpflichten uns Menschen zu helfen, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Die Integration von Flüchtlingen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrzunehmen, dazu stehen wir Muslime mit anderen gesellschaftlichen Akteuren.«  

Unterschiedliche Aufgaben – Gemeinsames Ziel  

Die vielfältigen Schilderungen gaben Impulse für die von Dr. Silvia Horsch (IIT) moderierte Diskussionsrunde zum Abschluss der Tagung. Zur Frage eines gemeinsamen Zieles trotz unterschiedlicher Aufgaben diskutierten neben Bernhard Witthaut (Präsident der Polizeidirektion Osnabrück), Dr. Winfried Wilkens (Kreisrat des Landkreises Osnabrück), Seda Rass-Turgut, (Integrationsbeauftragte der Stadt Osnabrück), Annekatrin Teschner (Leiterin des Flüchtlingshauses des Diakoniewerkes Osnabrück), Prof. Dr. Tarek Badawia von der Universität Erlangen und Rechtsanwalt und Vorsitzender des Vereins Exil e. V. Andreas Neuhoff.

Polizeipräsident Witthaut: »Unser Beitrag zur Integration ist es, die Rolle der Polizei den Menschen näher zu bringen, die in anderen Kulturen aufgewachsen sind. Sie müssen lernen, wie unser demokratischer Rechtsstaat funktioniert und welche Konsequenzen es hat, wenn Gesetze nicht eingehalten werden. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird seiner gerechten Strafe zugeführt – ungeachtet seiner Nationalität.« Zudem sei es die Aufgabe der Polizei durch größtmögliche verantwortbare Transparenz Konfliktpotentiale zu entschärfen und das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung zu stärken sowie den Respekt für die Menschen in Uniform einzufordern, ergänzte Witthaut.  

Aiman Mazyek hob hervor: »Der Islam ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung.« Zur Bewältigung der Flüchtlingsarbeit und der Integration werde sein Verband unter anderem Guides für Flüchtlinge rausbringen sowie Integrationslotsen einsetzten. Er mahnte: »Wir müssen alles daran setzten, dass unsere Gesellschaft nicht gespalten wird.« Es müsse für alle Glaubensgemeinschaften gelten, dass sie ihre Werte und Normen aktiv den Menschen erklärten und verdeutlichten.  

Bereits zum dritten Mal richteten die Polizeidirektion und Universität Osnabrück gemeinsam eine Fachtagung aus. Zeitgemäße und weitreichende Themen prägen die alljährliche Tagung, die in dieser Form landes- und bundesweit einmalig ist. Erstmals wird es ein Tagungsband nach der Veranstaltung geben.  

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Marco Ellermann, Polizeidirektion Osnabrück,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Heger-Tor-Wall 18, 49078 Osnabrück,
Tel.: +49 541 327 1034,
E-Mail: : pressestelle@pd-os.polizei.niedersachsen.de  

Dr. Utz Lederbogen, Pressesprecher Universität Osnabrück
Neuer Graben / Schloss, 49069 Osnabrück
Tel.: +49 541 969-4370,
E-Mail: Utz.Lederbogen@uni-osnabrueck.de