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Pressemeldung

Nr. 50 / 2017

01. März 2017 : Ist gut gemeint gleich gut gemacht? Psychologin der Uni startet neues Projekt

Welche Auswirkungen hat es, wenn Deutsche für mehr Rechte von Flüchtlingen demonstrieren? Oder Männer für die Stärkung von Frauenrechten? Wie wird ein solcher Protest wahrgenommen und führt die Unterstützung eher zu Erfolg oder Misserfolg? Diesen Fragen will Dr. Julia Becker, Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Osnabrück, in einen Projekt auf den Grund gehen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Vorhaben mit 136.000 Euro.

Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht das kollektive Handeln. »Nicht alle Phänomene in diesem Bereich sind bisher ausreichend erforscht«, erklärt die Projektleiterin. Unter Kollektivem Handeln versteht man Handeln, das dazu dient, den Status der eignen Gruppe zu erhöhen. An kollektiven Aktionen nehmen nicht nur Betroffene teil, sondern auch Personen, die selbst nicht betroffen sind, sich aber mit den Betroffenen solidarisch zeigen. »Obwohl dies häufig zu beobachten ist, existieren in der Wissenschaft noch keine verlässlichen Daten. Diese Lücke wollen wir schließen«, so Becker.

Die Rolle der solidarischen Unterstützer soll aus den Perspektiven von außenstehender Beobachter, Autoritäten, Unterstützer und Betroffenen selbst analysiert werden. Mit dem „Vier-Perspektiven-Ansatz“ wird ein integratives und innovatives Rahmenmodell für die Untersuchung geschaffen.

Die Ergebnisse sollen auf verschiedene Fragen Antworten geben: Findet eine Drittpartei Proteste legitimer, die Verbündete einschließt? Sind Autoritäten, wie etwa Regierungen, dann eher bereit, den Benachteiligten entgegenzukommen? Was sind die Motive für Verbündete, um Proteste zu unterstützen und unterscheiden sich diese von denen der Betroffenen? Erhöht Kontakt mit den Betroffenen die Bereitschaft zur Unterstützung und unter welchen Umständen nimmt die Bereitschaft sich zu solidarisieren wieder ab? Außerdem wird basierend auf bereits vorliegenden Erkenntnissen gefragt: Wie finden Betroffene solidarische Unterstützung? Wann empfinden sie diese als positiv und wann als negativ? Die Psychologieprofessorin Becker betont den praktischen Nutzen, der sich aus den Antworten auf diese Fragen ergeben könnte: »Wenn wir wissen, welche Verhaltensweisen von Verbündeten positiv oder negativ ankommen, können Konflikte innerhalb von Bewegungen reduziert werden. Wenn wir wissen, unter welchen Umständen Proteste Erfolg haben, können Bewegungen möglicherweise effektiver werden.«

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Julia Becker, Universität Osnabrück
Institut für Psychologie, Sozialpsychologie
Seminarstraße 20, 49074 Osnabrück
Tel.: + 49 541 969 4870
julia.becker@uni-osnabrueck.de