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Pressemeldung

Nr. 114 / 2018

13. Juni 2018 : Kunststudierende auf Austausch in Russland - Universität Osnabrück setzte das 2017 gestartete Seminar „Transkulturelle Turbulenzen“ mit Partneruni in Ulan Ude fort

Was ist Kunst, wie wird sie vermittelt – und kann sie kulturelle Grenzen überwinden? Damit setzen sich Studierende der Kunstpädagogik vom Seminar für „Transkulturelle Turbulenzen“ der Universität Osnabrück in dem 2017 gestarteten Projekt „Sieben Tage und Siebentausendkilometer – ein metadidaktischer Brückenschlag über den Ural“ auseinander. Ein halbes Jahr nach dem Start mit Besuch aus Russland waren die Studierenden vom 19. bis 27. Mai auf Gegenbesuch an der Burjat State University in Ulan Ude (Russland/ Burjatien).

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© Ruppe Koselleck

Diese Performance in der Fußgängerzone von Ulan Ude zog Neugierige an.

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© Michael Shantakov

Herzlicher Empfang an der Burjat State University in Ulan Ude.

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© Michael Shantakov

Die Reisegruppe brachte Kunst unangemeldet an öffentliche Orte, zum Beispiel in die Fußgängerzone von Ulan Ude.

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© Ruppe Koselleck

"Stuhl" von Carsten Gliese – „Magnetische Translokation“ auf einem Zaun irgendwo in Sibirien auf dem Weg zum Baikalsee.

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© Heike Brenne

Das Seminar „Transkulturelle Turbulenzen“ war im vergangenen Jahr noch im LWL Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte Münster zu Gast.

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© Ruppe Koselleck

Kunst macht einen Rubelschein zu Spielgeld. Foto: Ruppe Koselleck

Dort lernten die sieben Studierenden, zwei Lehrenden sowie eine Promovendin im Fach Kunst Praxen der sibirischen Kunstvermittlung kennen und beschäftigten sich unter anderem mit der Frage, was Kunst ist und wie dies in der Kunstvermittlung thematisiert werden kann. Deutlich wurden dabei Unterschiede in der Kunstvermittlung, sagt der Projekt-Mitbetreuer, Konzeptkünstler und Kurator des KunstVereins Ahlen, Ruppe Koselleck: „Auffällig ist die Trennung zwischen Kunsthandwerk und Handwerk im Osten, demgegenüber Kunstreflexion und ,freier Gestaltungszwang‘ im Westen – also die Fokussierung auf Kunst als Kontingenzphänomen, als vieldeutiges, ergebnisoffenes Zusammenspiel von Zufall und bewusster Gestaltung.“

Als Betreuer der Universität Osnabrück war Prof. Dr. Andreas Brenne vom Fach Kunst/ Kunstvermittlung mitgereist. „Es ging vor allem darum, den Aushandlungsprozess von Migration und Mobilität in der russischen Gesellschaft zu explorieren und zur Grundlage von Vermittlungsprozessen zu machen“, sagt Prof. Brenne.

Zum Projekt-Auftakt im Oktober 2017 hatte die russische Delegation Stadt und Universität Osnabrück besucht und am öffentlichen Workshop „Transkulturelle Turbulenzen“ in Kooperation mit Dr. Julia Draganovic von der Kunsthalle Osnabrück teilgenommen. Das Austauschprojekt setzt eine über zehnjährige Zusammenarbeit zwischen den Universitäten von Osnabrück und Ulan Ude fort. Prof. Dr. Nina Dagbaeva und Dr. Zoya Paznikova vom Pädagogischen Institut der Universität in Ulan Ude begleiten das Projekt auf russischer Seite.

Die Teilnehmer aus Osnabrück bauten in Ulan Ude mit den Gastgebern innerhalb von zwei Stunden die gemeinsame Ausstellung „Most Druschba / Brücke der Freundschaft“ in Russisch, Deutsch und Englisch im Historischen Museum der Stadt auf. Die Spontanität sei gewollt, so Koselleck: „Dabei werden transkulturelle Verbindungen, Identitäten, Diskurse, aber auch Verwerfungen sichtbar – der improvisierende Charakter gibt wieder, was ich mit Völkerverständigung oder Interkulturalität beschreibe.“ Dabei treffen religiöse Unendlichkeitszeichen auf zu Spielgeld umgewertete russische Rubel, begegnen sich Tischinstallationen und aufgehängte Bilder, die weitere Bilder tragen.

„Die meistgesprochene Sprache war Russisch. Während in Osnabrück transkulturelle Kommunikation durch Einwanderung, Vertreibung und Flucht geprägt ist, leben in Burjatien seit Jahrhunderten unterschiedliche Nationalitäten miteinander, die bereits Höhen und Tiefen der Toleranz und Intoleranz hinter sich haben“, sagt Koselleck. Das gesellschaftliche Leben werde von drei Kulturen und Sprachen geprägt: Russisch, Burjatisch und Evenkisch.

Die Osnabrücker Studentinnen Pia Tabea und Ella Visse zeigten in der Fußgängerzone von Ulan Ude eine Performance – an Fahrradschläuche mit Laternen verbunden, versuchten sie sich vor Publikum zu erreichen – und verdeutlichten damit laut Koselleck „Mühen, Begegnung und Wirkung des Fremden und die Notwendigkeit eines vorurteilsfreien Interesses. Die Performance konnte ohne Anmeldung stattfinden. Das zeigt uns Offenheit und Neugier und – bei allen politischen Differenzen beider Länder – ein anderes Russland, als wir es erwarten sollten.“ Er selbst präsentierte dort und anderswo „Magnetische Translokationen“ – zehn Werke von Künstlern des KunstVereins Ahlen, die auf magnetischen Folien etwa am Reisebus, an einem Schiff oder auf Metalltüren in der Fußgängerzone „auftauchten“ und reale Orte in einen neuen Sinnzusammenhang stellten.

Das Austauschprojekt soll wiederholt werden. In einer Bilderstrecke haben es die Teilnehmer im sozialem Medium Instagram unter dem Schlagwort #UlanOsna dokumentiert.

Weitere Informationen online auch unter

kuenstlerischefeldforschung.blogspot.com
satellit-kunstverein.blogspot.com

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Andreas Brenne, Universität Osnabrück
Fach Kunst/Kunstpädagogik
Raum: 05/201 Seminarstr. 33, 49074 Osnabrück
Tel.: +49 541 969-4169
E-Mail: andreas.brenne@uni-osnabrueck.de