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Pressemeldung

Nr. 59 / 2016

21. März 2016 : Migrationsgesellschaftliche Grenzformationen: Universität Osnabrück beteiligt an sich Promotionsprogramm

Die Geschichte der Menschheit lässt sich als eine Geschichte der Wanderungen verstehen. Sie bringen neue oder veränderte Grenzziehungen hervor, die territorial, kulturell, sozial, ökonomisch und politisch ordnend, kontrollierend und mitunter gewaltsam einschränkend wirken. Vor diesem Hintergrund untersucht ein neues Promotionsprogramm aus interdisziplinärer Perspektive migrationsbezogene Grenzziehungsprozesse.

An dem Promotionsprogramm sind die Universitäten Oldenburg, Göttingen und Osnabrück (IMIS) beteiligt. Das Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Hannover stellt über eine Laufzeit von vier Jahren ab Oktober 2016 insgesamt mehr als 800.000 Euro für zwölf Promotionsstipendien zur Verfügung.  

»Dass wir bei dieser Ausschreibung erfolgreich waren, unterstreicht ein weiteres Mal eindrucksvoll die international ausstrahlende Expertise, die die Migrationsforschung an der Universität Osnabrück seit vielen Jahren besitzt«, so die Vizepräsidentin für Forschung und Nachwuchsförderung, Prof. Dr. May-Britt Kallenrode. »Ich bin fest davon überzeugt, dass mit diesem gemeinsamen Promotionsgramm der Grundstein für eine noch intensivere Zusammenarbeit der drei beteiligen Universitäten in diesem Bereich gelegt werden wird.«  

Im Fokus des standortübergreifenden Promotionsprogramms „Migrationsgesellschaftliche Grenzformationen“ steht die Einsicht, dass Migration für immer mehr Gesellschaften Realität ist. »In diesen „Migrationsgesellschaften“ nimmt neben Migrations- und Fluchtbewegungen auch die Bedeutung transnationaler und transitorischer Mobilitätsprojekte von Individuen, Familien und Gruppen zu, die kaum noch im klassischen Modell der Einwanderung erfasst werden können«, erklärt die Osnabrücker Migrationssoziologin und Ko-Sprecherin des Kollegs, Prof. Dr. Helen Schwenken. »Die Diskurse über Migration, Rassismus und Integration werden intensiv geführt und oftmals von Affekten begleitet, weil sich die Problematisierung von Zugehörigkeiten auf ganz grundsätzliche Fragen bezieht.« Fragen lauten: „Wer darf mit welchen Rechten ‚hier‘ leben?“, „Wie soll die Migrationsgesellschaft aussehen?“ Solche Zugehörigkeits- und Grenzziehungsordnungen wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Kollegs untersuchen. »Ausgangspunkt für unsere Forschungen ist die These, dass Grenzen nicht einfach ‚bestehen’, sondern auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen hergestellt, umkämpft und neu gezogen werden und stets materiell erfahrbar sind«, so Prof. Schwenken.  

Geplant ist die Analyse der komplexen, häufig aber unhinterfragt ablaufenden Zusammenhänge. Dazu integriert das Programm bereits etablierte und national wie international sichtbare Forschungen und Institutionen im Bereich der Migrations- und Grenzforschung an den Standorten Oldenburg, Göttingen und Osnabrück. »So entsteht eine inspirierende Umgebung für die Bearbeitung interdisziplinär angelegter Promotionsvorhaben, die wesentlich zur Stärkung und Weiterentwicklung des regional, national und international bedeutsamen Forschungsschwerpunktes zu Migration in Niedersachsen beiträgt«, meint Prof. Dr. Andreas Pott, Direktor des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück.

Die Kooperation zwischen den drei beteiligten Standorten ist dabei über die Laufzeit des Promotionsprogramms hinaus angelegt. Vom Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück sind apl. Prof. Dr. Jochen Oltmer (Geschichte), Prof. Dr. Jannis Panagiotidis (Geschichte), Prof. Dr. Andreas Pott (Geographie), Prof. Dr. Lisa Rosen (Erziehungswissenschaften) und Prof. Dr. Schwenken (Soziologie, Ko-Sprecherin des Kollegs) beteiligt. Neben weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind Prof. Dr. Paul Mecheril und Prof. Dr. Martin Butler, beide von der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg, sowie Prof. Dr. Sabine Hess von der Georg-August-Universität Göttingen als Sprecher bzw. Ko-Sprechende an dem Kolleg beteiligt.  

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Helen Schwenken, Universität Osnabrück
Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien
Neuer Graben 19ab, 49074 Osnabrück
Tel. +49 541 969 4748
hschwenken@uni-osnabrueck.de