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Pressemeldung

Nr. 16 / 2016

18. Januar 2016 : Universität Osnabrück und Zentrum für verfolgte Künste planen Veröffentlichung der Autobiografie von Auguste Moses-Nussbaum

Es sind Lebenserinnerungen von unschätzbarem historischen Wert: Der Kunsthistoriker Jürgen Kaumkötter, Kurator des Zentrums für verfolgte Künste in Solingen, und der Historiker Prof. Dr. Christoph Rass von der Universität Osnabrück planen die kommentierte Herausgabe der Autobiographie von Auguste Moses-Nussbaum, der Cousine des Malers Felix Nussbaums.

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© Foto / Privat

Auguste Moses-Nussbaum.

Die 92-jährige, in Emden geborene Gustel Moses-Nussbaum lebt heute in einem Altenheim in der Nähe von Tel Aviv. Ihre Wohnung und ihr Leben sind angefüllt mit Erinnerungen: Erinnerungen an das Leben in Deutschland vor 1933, den Besuchen der Emdener Familie bei den wohlhabenden Verwandten in Osnabrück, dem Beginn der nationalsozialistischen Verfolgung. Es sind auch Erinnerungen an den Tod der Eltern in Theresienstadt, an die eigene Flucht und Hilfe des Cousins Justus Nussbaum in Amsterdam, den Tod einer Schwester und fast aller Verwandten. Es sind Erinnerungen an das Überleben im Erdloch in Roermond, aber auch an die Auswanderung nach Israel und an die Suche nach Glück in einem Leben nach dem Holocaust, schließlich an das Entstehen einer großen Familie. Dies alles hat sie beeindruckend und bewegend aufgeschrieben.  

Gustel Moses-Nussbaum ist die Wiederentdeckerin der in Brüssel 1944 verloren gegangenen Bilder des Künstlers. Ihre Autobiografie gibt daher nicht nur Einblicke in das Leben, Sterben und das Überleben der Familie Nussbaum, sie enthält auch wichtige Details über Felix Nussbaum. Der Text schildert die Wiederentdeckung seiner Kunst und den schwierigen Weg der Bilder Nussbaums nach Osnabrück und zurück in die Welt.  

Die Geschichte der Wiederentdeckung der Kunstwerke von Felix Nussbaum wird heute von der Stadt Osnabrück geschrieben. Die maßgebliche Veröffentlichung, das immer wieder erweiterte Werkverzeichnis von Karl-Georg Kaster und Eva Berger, „Felix Nussbaum. Verfemte Kunst. Exilkunst. Widerstandskunst“, führt im Detail aus, wie nach und nach das Werk Felix Nussbaums wieder Präsenz in der Stadt gewann – vorläufig gipfelnd in der Eröffnung des Felix-Nussbaum-Hauses von Daniel Libeskind 1997. Die beiden einzigen Überlebenden in der direkten Verwandtschaft der Osnabrücker Familie Nussbaum, Felix Nussbaums Cousinen Sophie Nussbaum, die sich in Israel Sulamith nannte, und vor allem ihre ältere Schwester Auguste (genannt Gustel) Moses-Nussbaum, bildeten die eigentlichen treibenden Kräfte der Wiederentdeckung. »Ihre Leistung wird in der relevanten Literatur, wie auch im Osnabrücker Museum, zwar prominent gewürdigt, ihre tatsächliche Bedeutung bleibt gleichwohl marginalisiert«, so Kaumkötter. Die Autobiografie und der Kommentar der beiden Herausgeber sollen auch die Leistung der Familie Nussbaum würdigen und sie in den Zusammenhang der Wiederentdeckungsgeschichte des Werkes Felix Nussbaums setzen.  

Derzeit entwickeln die Neueste Geschichte an der Universität Osnabrück ein Projekt zu Lebensgeschichten und Lebenswegen von Künstlerinnen und Künstlern, die zu Opfern des Holocaust geworden sind, und verfolgen dabei dezidiert einen generationenübergreifenden Ansatz, der auch die vor und hinter dieser Zäsur liegenden Familiengeschichten berücksichtigt. In diesem Zusammenhang besteht bereits ein regelmäßiger Kontakt zu Gustel Moses-Nussbaum. Diese Aktivitäten sind eng verbunden mit der Arbeit von Jürgen Kaumkötter, Kurator der international hoch gelobten Ausstellung „Niemand zeugt für den Zeugen – Der Tod hat nicht das letzte Wort“.  

Die flankierende wissenschaftliche Betreuung des Vorhabens an der Universität Osnabrück ist daneben durch Dr. Jannis Panagiotidies, der die Professur für die Migration und Integration der Russlanddeutschen inne hat, sowie Dr. Frank Wolff, Habilitand an der Professur für Neueste Geschichte und Historische Migrationsforschung, sichergestellt. Beide sind ausgewiesene Experten für Jüdische Geschichte bzw. Holocaustforschung und besitzen die notwendigen Sprachkenntnisse.   »Für die Übertragung ins Deutsche konnte Ruth Achlama gewonnen werden, deren Übersetzungen von David Grossmann, Amos Oz und Yoram Kaniuk preisgekrönt sind«, so Prof. Rass, der sich zugleich erfreut zeigt, dass die Veröffentlichung der Autobiografie durch die Stiftung Niedersachsen, die Niedersächsische Sparkassen Stiftung und die Stahlwerksstiftung Georgsmarienhütte überstützt wird.

Erscheinen soll das Buch im Wallstein Verlag voraussichtlich noch im Jahr  2016 und wird dann an der Universität Osnabrück und im Zentrum für verfolgte Künste Solingen durch die Herausgeber und den Sohn von Gustel Moses-Nussbaum, Erud Moses-Nussbaum persönlich vorgestellt.  

Weitere Informationen für die Redaktionen:
Prof. Dr. Christoph Rass, Universität Osnabrück
Historisches Seminar
Schloßstraße 8, 49069 Osnabrück
Tel.: +49 541 969 4912
crass@uni-osnabrueck.de