Abgeschlossene Arbeiten

Promotion

Die ästhetische Dimension kindlicher Tätigkeit. Eine Rekonstruktion gemeinschaftlicher Herstellungsprozesse ästhetischen Sinns

Beschreibung

Mithilfe Teilnehmender Videographie und rekonstruktiven Analyseverfahren wurden kindliche Ausdrucks- und Gestaltungsprozesse im Alltag einer Kindergartengruppe untersucht und der Frage nachgegangen, wie ästhetische Sinnzusammenhänge entstehen und gemeinschaftlich von Kindern hergestellt werden. Dabei wurden interaktive Bezüge zwischen den Kindern im Hinblick auf einen intersubjektiven Nach- und Mitvollzug ästhetischen Sinns rekonstruiert. Die Studie versteht sich als Grundlagenforschung in der qualitativ-rekonstruktiven Kindheitsforschung und verortet sich im Schnittfeld von phänomenologischen und wissenssoziologischen Perspektiven. Empirisches Material konnte so gegenstandsverankert theoretisiert und in Überlegungen zu einer allgemeinen Ästhetik für die (frühe) Kindheit überführt werden.

Publikation

Borg-Tiburcy, Kathrin (2019): Die ästhetische Dimension kindlicher Tätigkeit. Eine Rekonstruktion gemeinschaftlicher Herstellungsprozesse ästhetischen Sinns. Wiesbaden: Springer.  https://www.springer.com/us/book/9783658238063

Promotion

Beobachten in Kindertageseinrichtungen. Eine (ko-)konstruktivistisch-postmodern ausgerichtete Ethnographie zum Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren des Early Excellence-Ansatzes. 

Kurzskizze

Mit dieser Studie schloss ich an bereits erfolgte ethnographische Studien (ins. Cloos und Schulz, 2011) an und erforschte mit einer (ko-)konstruktivistisch-postmodern ausgerichteten Ethnographie die soziale Praxis des Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren in zwei Kindertageseinrichtungen. Bezugnehmend auf erstens den Toolkit Approach von Nicolini (2012) verband ich unterschiedliche praxistheoretische Perspektiven (Bergmann, 2006, 2017; Latour, 2005; Bollig 2011, 2013) und fragte danach, wie das Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren hergestellt wird, welche programmatischen und praktischen Anforderungen dabei an die Organisation Kindertageseinrichtung gestellt werden und mittels welcher Praktiken diese bearbeitet werden. Zweitens fragte ich in der Verbindung unterschiedlicher beobachtungstheoretischer Perspektiven (Honig, 2010; Kalthoff, 1997; Cloos, 2008) nach der relationalen Herstellung der sozialen Position der pädagogischen Fachkräfte im Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren.
Die in dem Forschungsdesign angelegten Spannung zwischen ethnographischer und pädagogischer Beobachtung bearbeitete ich mit einer (ko-)konstruktivistisch-postmodern ausgerichteten Ethnographie, indem ich sowohl das von mir als Ethnographin mitgeführte (Vor-)Wissen der Methodologie der Ethnographie zum Beobachten und Dokumentieren, als auch das (Beobachtungs-)Wissen, welches sich durch eine Teilnahme in mich eingeschrieben hatte, ersten sichtbar, zweitens reflektierbar und damit drittens für die Forschung und Analyse reflexiv eingesetzt habe. Insgesamt zielte ich auf theoretisierende Beschreibungen zum Beobachtungs- und Dokumentationsverfahrens.

Laufzeit

09/2016 - 02/2023

Publikation

Link zur Veröffentlichung:  https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-44043-5

Promotion

Werdende Eltern – Paare und Eltern im Übergang. Eine rekonstruktive Studie

Beschreibung

In den letzten fünfzig Jahren hat sich ein umfassender gesellschaftlicher und politischer Wandel vollzogen, der auch für Familien und Familiengründung in Deutschland weitreichende Neuerungen mit sich brachte (vgl. Euteneuer und Uhlendorff 2020; Nave-Herz 2015; Peuckert 2019). Neben einer veränderten Perspektive auf Familie z. B. seitens der Bildungs- und Familienpolitik, haben sich nicht selten auch die familialen Lebensformen in ihrer Gestalt und Funktion sowie in der Bedeutung der Familie für ihre Mitglieder gewandelt. Häufig setzt das klassische Bild einer Familie, welches Jahrzehnte lang die Ideen und Vorstellungen von familialem Zusammenleben prägte und heute immer noch prägt, dabei das Zusammenleben von Erwachsenen mit Kindern voraus (vgl. Schneider et al. 2015). Kinder zu haben und Eltern zu werden oder zu sein, ist für viele Menschen und Paare ein sehnlicher Wunsch, der auch mit einem Wandel der elterlichen Perspektive auf Kinder einhergeht (vgl. Jergus et al. 2018; Schülein 1990). Darüber hinaus wird Familie heute vermehrt als Herstellungsleistung verstanden (vgl. Jurczyk et al. 2014; Jurczyk 2018). Folgt man diesem Verständnis, dann beginnt die Herstellung von Familie spätestens mit der Geburt des ersten Kindes, wenn dies nicht bereits zuvor der Fall ist. Die Geburt sowie die dadurch angestoßenen Aushandlungs- und Wandlungsprozesse stehen im Zentrum der Studie. Diese ist in der erziehungswissenschaftlichen Übergangsforschung zu verorten und untersucht die Transition zur (erneuten) Elternschaft. Es wird danach gefragt, woran sich werdende Eltern (1) in der Ausgestaltung des Übergangs zur (erneuten) Elternschaft, (2) in der alltäglichen Erziehungspraxis und (3) in der alltäglichen Herstellung von Familie orientieren.

Forschungsdesign

Die Studie folgt einem qualitativen Längsschnittdesign mit insgesamt drei Erhebungszeitpunkten. Über den Zeitraum von ca. zwei Jahren wurden insgesamt acht Paare und eine alleinerziehende Mutter zu ihrem je individuellen Übergang zur (erneuten) Elternschaft befragt. Innerhalb dieses Zeitraums wurden drei leitfadengestützte Paar- bzw. Einzelinterviews im Abstand von ca. sechs Monaten (während der Schwangerschaft (t1), sechs (t2) und zwölf Monate (t3) nach der Geburt) geführt. Die Auswertung erfolgt in Anlehnung an die metatheoretische Rahmung des Vorhabens mit der dokumentarischen Methode. Insgesamt handelt es sich damit um einen rekonstruktiven Forschungsansatz.

Literatur

Euteneuer, M. & Uhlendorff, U. (2020). Familie und Familienalltag als Bildungsherausforderung. Weinheim: Beltz Juventa.

Jergus, K., Krüger, J. O. & Roch, A. (Hrsg.). (2018). Elternschaft zwischen Projekt und Projektion. Aktuelle Perspektiven der Elternforschung (Studien zur Schul- und Bildungsforschung, Band 61). Wiesbaden: Springer VS.

Jurczyk, K. (2018). Familie als Herstellungsleistung. Elternschaft als Überforderung? In K. Jergus, J. O. Krüger & A. Roch (Hrsg.), Elternschaft zwischen Projekt und Projektion. Aktuelle Perspektiven der Elternforschung (Studien zur Schul- und Bildungsforschung, Band 61, S. 143–166). Wiesbaden: Springer VS.

Jurczyk, K., Lange, A. & Thiessen, B. (Hrsg.). (2014). Doing Family. Warum Familienleben heute nicht mehr selbstverständlich ist. Weinheim: Beltz Juventa.

Kreyenfeld, M. & Huinink, J. (2003). Der Übergang zum ersten und zweiten Kind – Ein Vergleich zwischen Familiensurvey und Mikrozensus. In W. Bien & J. H. Marbach (Hrsg.), Partnerschaft und Familiengründung (S. 43–65). Wiesbaden: Springer VS.

Nave-Herz, R. (2015). Familie heute. Wandel der Familienstrukturen und Folgen für die Erziehung (6., überarbeitete Aufl.). Darmstadt: WBG.

Peuckert, R. (2019). Familienformen im sozialen Wandel (9., vollst. überarb. Auflage). Wiesbaden: Springer VS.

Schneider, N. F., Diabaté, S. & Ruckdeschel, K. (Hrsg.). (2015). Familienleitbilder in Deutschland. Kulturelle Vorstellungen zu Partnerschaft, Elternschaft und Familienleben (Beiträge zur Bevölkerungswissenschaft, Bd. 48). Opladen: Barbara Budrich.

Schülein, J. A. (1990). Die Geburt der Eltern. Über die Entstehung der modernen Elternposition und den Prozeß ihrer Aneignung und Vermittlung. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Laufzeit

10/2017 – 02/2024

Publikation

Jäde, S. (2024). Werdende Eltern. Eine rekonstruktive Studie zum Übergang zur (erneuten) Elternschaft (Methodologisch-Methodische Perspektiven auf Kindheit(en)). Wiesbaden: Springer VS.   https://doi.org/10.1007/978-3-658-46483-7

Promotion

"Deine Mama kommt ja wieder". Eine Ethnografie der "Eingewöhnung" in die Krippe

Beschreibung

Die Krippe gilt inzwischen als anerkannter Bildungsort. Mit der ›Eingewöhnung‹ zeigen sich
spezifische Ambivalenzen und Konflikte im Verhältnis von Familie und öffentlicher
Institution der Bildung und Betreuung von Kindern im Krippenalter. Diesem Spannungsfeld
geht diese Ethnografie nach.

Die zunehmende Institutionalisierung hat inzwischen auch die früheste Kindheit erreicht. Die nicht-familiale Betreuung eines Kleinkindes bildet in (West-)Deutschland bislang jedoch nicht den Regelfall. Dies ist nicht allein mit einem geringen Platzangebot erklärbar. Vielmehr rufen spezifische Kindheits- und Familienbilder Ambivalenzen und Konflikte zwischen Eltern, Kindern und Erzieher*innen hervor. 
Kaja Kesselhut hat acht Familien in zwei westdeutschen Großstädten in der Phase der sogenannten Eingewöhnung ethnografisch begleitet und liefert aus einer praxis- und subjektivierungstheoretischen Perspektive dichte Beschreibungen dazu, wie eine Krippenkindheit hergestellt wird.

Publikation

Kesselhut, Kaja (2021): "Deine Mama kommt ja wieder". Eine Ethnografie der "Eingewöhnung" in die Krippe. Weinheim u. Basel: Beltz Juventa.

Promotion

Sprachliche Wirklichkeiten der Migration. Sri-lankisch-tamilische Flüchtlingsfrauen und ihr Umgang mit der deutschen Sprache

Keywords

Flüchtlingsfrau — Engagement — Sprachenkenntnisse — Familiennachzug — biographisches Gepäck — Intersektionalität — Zweitsprache — Erinnerungsorte

Beschreibung

Flüchtlingsfrauen als sprachlich Handelnde sowie die Wechselwirksamkeit zwischen ihrem biographischen Gepäck und der Alltagsbewältigung stehen im Mittelpunkt dieser interdisziplinär angelegten, qualitativen Studie. Das Hauptanliegen gilt den Fragen nach dem Umgang Fluchtmigrierter mit der Umgebungssprache Deutsch und den mitgebrachten Sprachen und danach, welche Aspekte ihres Lebens vor der Flucht und nach der Ankunft die Zweitsprachenaneignung beeinflussen und bedingen. Entfaltet wird die Arbeit in sieben Papers entlang ausgewählter Schwerpunkte wie Mehrsprachigkeit, Deutschkurse, Ehrenamt von Flüchtlingsfrauen und Erinnerungsorte, wobei die Vorannahmen der Forschung durchgehend kritisch erörtert werden.

Zu diesem Zweck wird eine als Flüchtlingscommunity anzusehende Gruppierung als Datengrundlage für die Reflexionen gewählt, und zwar die durch den Bürgerkrieg verursachte Fluchtmigration aus dem südasiatischen Inselstaat Sri Lanka. Die der Familiensprache Tamil mächtigen Flüchtlingsfrauen halten sich über einen längeren Zeitraum ab den 1980er-Jahren hierzulande auf und verfügen folglich über eine breite Palette an Sprach-, Lebens- und Alltagserfahrung in Deutschland. Hierbei fokussiert sich die Studie vorwiegend auf Frauen, die als Erwachsene die Flucht ergriffen haben. Als Hintergrundwissen wird die Studie von den Erfahrungen im Kindes- und Jugendalter Geflüchteter flankiert, um dieser Frage in ihrer Komplexität gerecht zu werden. Interdisziplinär ist die Studie insofern, als sie beabsichtigt, die Erkenntnisse der soziologiegeprägten Geschlechterforschung, insbesondere die der Intersektionalität, für die Untersuchung im Bereich des Deutschen als Fremd- und Zweitsprache fruchtbar zu machen.

Betreuung 

Prof. Dr. Hans Bickes (Leibniz Universität Hannover) und Prof.in Dr.in Eva- Maria Thüne (Universität Bologna)

Publikation

Natarajan, Radhika. 2019. Sprachliche Wirklichkeiten der Migration. Sri-lankisch-tamilische Flüchtlingsfrauen und ihr Umgang mit der deutschen Sprache. Dissertation. Hannover: Gottfried Wilhelm Leibniz Universität. X, 219, xlix Seiten. DOI: https:/doi.org/10.15488.9189.  (Open Access).

Promotion

Ethnografie familienanaloger Formen der Hilfen zur Erziehung. Über Orte der Fremdunterbringung und des Zusammenwohnens

Beschreibung

Maximilian Schäfer untersucht in der Studie die Wirklichkeitskonstruktionen im Feld der familienanalogen Formen der Hilfen zur Erziehung. Im Rahmen von drei ethnografischen Fallrekonstruktionen und eines Fallvergleichs werden die Rahmenbedingungen, die Bedeutungszuschreibungen der Protagonist*innen, die Weisen des wohnräumlichen Zusammenlebens sowie die pädagogischen Handlungsweisen in Alltagssituationen analysiert. Die Feldstudie gewährt einerseits umfassende Einblicke in die bislang selten untersuchte Alltagspraxis an Orten der Fremdunterbringung, die in der Praxis als Erziehungsstellen, sozialpädagogische Lebensgemeinschaften oder familienanaloge Wohngruppen bezeichnet werden. Andererseits leistet sie einen empirisch fundierten Beitrag zur Fachdebatte mit zahlreichen Reflexionsangeboten für Interessierte an stationären Hilfen zur Erziehung.

Betreuung

Prof. Dr. Werner Thole (Universität Kassel) und Prof.in Dr.in Karin Bock (Technische Universität Dresden)

Publikation

Schäfer, Maximilian (2021): Ethnografie familienanaloger Formen der Hilfen zur Erziehung. Über Orte der Fremdunterbringung und des Zusammenwohnens, Wiesbaden: Springer VS.  https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-33567-0