Gendergerechte Sprache
Handreichung für eine gendersensible Sprache im Hochschulalltag
Studiengänge der Erziehungswissenschaft sind von vielfältigen Begegnungen geprägt. Ob in Vorlesungen und Seminaren, Praktika und Projekten – oder in Pausen und zwischen Lehrveranstaltungen: Wir tauschen uns mit ganz unterschiedlichen Menschen zu einer Vielzahl an Themen aus. Und wir thematisieren unterschiedliche Dimensionen gesellschaftlicher Heterogenität.
Hier gab es in den letzten Jahren auf Bundesebene durch den sogenannten dritten Geschlechtseintrag sowie das Selbstbestimmungsgesetz einige Dynamik, um geschlechtliche Vielfalt als eine gesellschaftliche Realität auch symbolisch anzuerkennen.
Bei dem Anspruch, dieser Vielfalt gerecht zu werden, entsteht manchmal Unsicherheit. Nicht selten stellt sich im Sprechen oder beim Schreiben – beim Verfassen von Mails, schriftlichen Studien- und Prüfungsleistungen oder bei Referaten und Präsentationen – die Frage, was eigentlich die richtige Form der Anrede oder des Genderns ist.
Die Abteilung ASF des Instituts für Erziehungswissenschaft hat deshalb ein Papier erstellt, das bei der Orientierung hilft und einige der wichtigsten Fragen beantwortet. Es bietet außerdem hilfreiche Links für eine weiterführende Auseinandersetzung.
FAQs
In unseren Studiengängen setzen wir uns für die Akzeptanz von Vielfalt, gegen Diskriminierung und für soziale Gerechtigkeit ein. Über die Art, wie wir sprechen und schreiben, können wir einen Beitrag dazu leisten, denn: Was wir sagen und schreiben und wie wir das tun, bestimmt auch unsere Wirklichkeit und die Wahrnehmung. Das gilt auch für die Wahrnehmung geschlechtlicher Vielfalt. Eine Sprech- und Schreibweise, die nur die männliche Form verwendet und damit alle Geschlechter ansprechen möchte (das sog. generische Maskulinum), ist auch eine Form des Genderns. Damit wird jedoch nur ein – das männliche – Geschlecht benannt, was bedeutet, dass weitere Geschlechtsidentitäten auf sprachlicher Ebene ausgeschlossen werden. Mittlerweile gibt es aber verschiedene andere Möglichkeiten, geschlechtsbezogene Sprachmuster aufzubrechen und Formulierungen zu verwenden, um die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten abzubilden.
Die Tabelle gibt Beispiele für mögliche und gängige Formulierungen, ist aber nicht vollständig oder abschließend. Wie Sprache insgesamt, entwickeln sich auch hier die Möglichkeiten weiter.
Form | Binnen-I | Unterstrich/Gender-Gap | Doppelpunkt | Sternchen/Asterisk | Substantivierte Partizipien | Neutrale Form |
Beispiel | StudentInnen, LehrerInnen | Schüler_innen, Dozent_innen | Student:innen, Mitarbeiter:innen | Referent*innen, Autor*innen | Mitarbeitende, Studierende | Lehrkraft, Fachkraft |
Erklärung | symbolisiert zwei Geschlechter (Mann und Frau) | symbolisiert weitere Geschlechts- und Genderpositionen zwischen und jenseits von Mann und Frau | geschlechtsneutral |
Die Geschlechtsidentität von Menschen kann weder aus dem Aussehen noch aus dem Namen verlässlich abgeleitet werden. Deshalb kann es hilfreich sein, eine geschlechtsneutrale Anrede zu wählen (z.B. „Guten Tag *Vorname, Name*“ statt „Guten Tag, Herr XY“) oder bevorzugte Pronomen – z.B. in Mails aber auch im direkten Kontakt – direkt zu erfragen. In Mails kann das etwa über die Signatur erfolgen. So ist mittlerweile häufig unter Mails z.B. folgendes zu lesen: „Mein Pronomen ist sie/ihr. Gerne können Sie mir mitteilen, wie ich Sie ansprechen soll.“ Auch kann es dem Gegenüber z. B. helfen, wenn man sich selbst mit den bevorzugten Pronomen vorstellt, um Rückfragen oder eine (eventuell) ungewünschte Anrede zu vermeiden.
Die eine, richtige Form des Genderns gibt es nicht und die Entscheidung über die Form liegt immer bei der einzelnen Person. Auch hat die gewählte Art des Genderns keinen Einfluss auf die Bewertung im Studium – etwa bei der Benotung von Prüfungsleistungen.
Alle Varianten haben Vor-, aber auch Nachteile und (geschlechtergerechte) Sprache ist und bleibt wandelbar. Viel wichtiger als die Diskussion über die vermeintlich richtige Form des Genderns ist es deshalb, sich über den eigenen Sprachgebrauch Gedanken zu machen und zu fragen, inwiefern dieser Ein- und Ausschlüsse (re-)produziert.
Fragen, die dabei helfen, sind z.B.:
- Welche Geschlechter, spreche ich an?
- Wer kann sich repräsentiert fühlen?
- Schließe ich durch meinen Sprachgebrauch jemanden aus?
Sprache sollte so verwendet werden, dass sie (möglichst) nicht diskriminierend ist. Geschlecht stellt nach wie vor eine relevante Diskriminierungsdimension dar. Geschlechtersensible Sprache leistet daher einen Beitrag zu mehr Gleichberechtigung von Menschen, die in Deutschland bspw. im Grundgesetz (Art. 3 GG) rechtlich verankert ist.
Sprache kann Subjektpositionen sichtbar und unsichtbar machen. Durch das Sichtbarmachen vielfältiger Geschlechtspositionen kann eine geschlechtergerechte bzw. gendersensible Sprache einen Beitrag zu mehr Gleichberechtigung leisten.
Wie wir weiter oben gesehen haben: Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu gendern und gendersensible Sprache befindet sich in einem fortwährenden Weiterentwicklungsprozess. Unsicher zu sein und Fehler zu machen ist, wie bei Lernprozessen insgesamt, auch im Kontext gendersensibler Sprache völlig normal und gehört dazu.
Wichtig ist es vor allem, Räume zu schaffen, in denen Unsicherheiten besprochen werden können, Offenheit für Rückmeldungen besteht und gewohnte Denk- und Sprachmuster hinterfragt und überdacht werden können. Lehrende können einbezogen werden, indem sie, z.B. zu Beginn der Lehrveranstaltungen, darum gebeten werden, mit Studierenden über das Thema ins Gespräch zu kommen. Zudem gibt es vielfältiges Info-Material für eigene Recherchen – einige Links sind daher im Folgenden aufgeführt.
- Uni Osnabrück, „Sprache & Geschlecht“: https://www.uni-osnabrueck.de/campusleben/chancengleichheit/geschlechtergerechtigkeit/sprache-geschlecht
- „Richtig gendern auf einen Blick“: https://www.scribbr.de/category/richtig-gendern/
- Genderwörterbuch, Tipps und weiterführende Links: https://geschicktgendern.de
- Überzeugendere Sprache. Leitfaden für eine gendersensible Sprache: https://gb.uni-koeln.de/e2106/e2113/e16894/20210709_Leitfaden_GGSprache_UzK_Webversion_ger.pdf
- „Geschlechtergerechte Sprache.“ In: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), 5–7/2022: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/geschlechtergerechte-sprache-2022/