Laufende Arbeiten

Promotion

Waiting times until regular school entry – Eine Erkundung sozialpädagogischer Unterrichtsersatzleistungen im Kontext von Neuzuwanderungen (Arbeitstitel)

Beschreibung

Während sich das Forschungsfeld zu Migration und Bildung zunächst nur zögerlich und zurückhaltend entwickelte, ist insbesondere im Zuge des sogenannten langen Sommer der MIgration ein verstärktes wissenschaftliches Interesse an der Bildungsteilhabe von migrierten und geflüchteten Kindern und Jugendlichen zu beobachten (z.B. von Dewitz et al., 2018; Emmerich et al., 2017; El-Mafaalani & Kemper, 2017; Jording, 2022). Der Schwerpunkt entsprechender Untersuchungen liegt dabei vornehmlich auf Bildungsprozessen innerhalb des formalen Schulsystems, während die Phase vor dem Schuleintritt bislang weitgehend unbeachtet geblieben ist (Funck, 2024).

Empirische Studien verdeutlichen jedoch, dass der Zugang zu formaler Bildung für geflüchtete und migrierte Kinder und Jugendliche häufig durch ein komplexes Zusammenspiel struktureller, rechtlicher und individueller Faktoren erschwert, verzögert oder gänzlich verhindert wird, was zu längeren Wartezeiten führen kann (z.B. Lewek & Naber, 2017; Vogel & Stock, 2017). Obwohl diese Wartezeiten häufig als Ausdruck von Exklusion wahrgenommen werden, können sie nicht pauschal als verlorene Zeit betrachtet werden. Sozialpädagogische Unterrichtsersatzleistungen eröffnen alternative Räume des Lernens und der sozialen Teilhabe. El-Mafaalani und Massumi (2019) betonen in diesem Zusammenhang die prägende Wirkung non-formaler Bildungsprozesse auf die individuelle Kompetenzentwicklung. Sie argumentieren, dass der Bereich der non-formalen Bildung insbesondere für geflüchtete Personen von hoher Relevanz ist und einen „(wohl unterschätzten) Einfluss auf die formale Bildung von Geflüchteten“ (ebd., S. 20) ausübt. Gleichwohl bleibt die Bildungslandschaft im Kontext von Neuzuwanderungen fragmentiert. Sie stellt ein „weitgehend unkoordiniertes und unübersichtliches Flickwerk aus (teils improvisierten) Maßnahmen, Konzepten und Strategien“ (ebd., S. 4) dar, in dem eine Vielzahl unterschiedlicher Akteur:innen involviert ist.

Trotz erster empirischer Hinweise auf die Bedeutung non-formaler Bildungsräume und sozialpädagogischer Angebote (Massumi, 2019), fehlt bislang eine gezielte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit sozialpädagogischen Unterrichtsersatzleistungen im Kontext des Bildungszugangs für geflüchtete und migrierte Kinder. Die vorliegende Dissertation adressiert diese Forschungslücke mittels einer ethnografischen Studie, die in einer sozialpädagogischen Einrichtung, durchgeführt wurde. Ziel der Untersuchung ist die Beantwortung der Frage, wie Wartezeiten und der Umgang mit Exklusion in sozialpädagogischen Unterrichtsersatzleistungen bearbeitet werden, welche sozialpädagogischen (Bildungs-)Praktiken sich im Kontext von Unterrichtsersatzleistungen identifizieren lassen.

Betreuung

Prof.in Dr.in Lisa Janotta

Habilitationsprojekt

Perspektiven (sozial-)pädagogischer Fachkräfte auf Eltern (Arbeitstitel)

Beschreibung

§11 SGB VIII bildet in Deutschland die gesetzliche Grundlage für die Jugendarbeit. Während im Gesetz ausschließlich von Jugend gesprochen wird, greift z. B. der Kinder- und Jugendhilfereport (2024) schon im wording die empirische Realität auf, dass viele Angebote der (offenen) Jugendarbeit heute von Kindern (mit-)genutzt werden. Die ‚Kernzielgruppe‘ der Jugendarbeit hat sich damit mittlerweile erweitert, was sich auch an der hohen prozentualen Mitnutzung der Angebote von Kindern unter 10 Jahren (46,2%) zeigt (vgl. ebd., S. 146). Dieser bundesweite statistische Trend lässt sich auf der ‚Mikroebene‘ durch empirische Beobachtungen stützen, die ich in unterschiedlichen Forschungszusammenhängen gemacht habe. Auch in der Praxis ‚vor Ort‘ wird das Hinzukommen von Kindern in den Einrichtungen oder an Orten, die z. B. durch aufsuchende Angebote abgedeckt werden, wie Sportplätze und Skateparks etc., seitens der Fachkräfte vermehrt beobachtet. Dabei wird weniger die Erweiterung der ‚Kernzielgruppe‘ thematisiert, sondern die Tatsache, dass viele der Kinder von ihren Eltern begleitet werden. Das führt nach Aussage der Fachkräfte der offenen Kinder- und Jugendarbeit dazu, dass sie in ihrer alltäglichen Praxis (z. B. im Jugendtreff oder auf dem Skatepark) zunehmend auf Eltern treffen, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen. Fachkräfte betrachten diese Entwicklung mitunter skeptisch. Einerseits bezogen auf Ansprüche, die Eltern an Einrichtungen und die dort arbeitenden Fachkräfte stellen. Andererseits wird das Verhalten der Eltern häufig auch mit Blick auf Kinder und Jugendlichen kritisch hinterfragt, indem z. B. darauf verwiesen wird, dass elterliche Eingriffe in kindliche bzw. jugendliche Freizeitpraktiken zu einer Verringerung kindlicher bzw. jugendlicher Handlungsspielräume führen. An diesen Beobachtungen setzt die geplante Studie an, indem sie offenen nach der Perspektive von Fachkräften der offenen Kinder- und Jugendarbeit auf Eltern und Familien fragt. Damit verbunden sind auch Fragen danach, was offene Kinder- und Jugendarbeit für die Fachkräfte überhaupt ist, welche Angebotsstrukturen in den jeweiligen Erhebungsorten vorzufinden sind und inwiefern ‚Elternarbeit‘ für die Einrichtungen und das Personal vor Ort eine Rolle spielt.

Forschungsdesign

Die Studie folgt einem qualitativen Forschungsdesign und damit einem explorativen Ansatz. In einem ersten Schritt werden Expert:inneninterviews mit Leitungspersonen kommunaler Verwaltungen geführt, die für den Bereich Jugend zuständig sind. Im Anschluss sollen Gespräche mit Fachkräften der offenen Kinder- und Jugendarbeit geführt und ggf. teilnehmende Beobachtungen in geeigneten Einrichtungen durchgeführt werden. Die Auswertung der erhobenen Interviewdaten erfolgt mittels Dokumentarischer Methode.

Literatur

Autor:innengruppe Kinder- und Jugendhilfestatistik (Hrsg.). (2024). Kinder- und Jugendhilfereport 2024. Eine kennzahlenbasierte Analyse mit einem Schwerpunkt zum Fachkräftemangel. Opladen: Barbara Budrich.
Bohnsack, R. (2017). Praxeologische Wissenssoziologie (UTB Erziehungswissenschaft, Sozialwissenschaft, Bd. 8708). Opladen: Barbara Budrich.
Cloos, P., Köngeter, S., Müller, B. & Thole, W. (2009). Die Pädagogik der Kinder- und Jugendarbeit (2., durchges. Aufl.). Wiesbaden: Springer VS.
Deinet, U., Sturzenhecker, B., Schwanenflügel, L. von & Schwerthelm, M. (Hrsg.). (2021). Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit. Wiesbaden: Springer VS.
Deinet, U. (1987). Im Schatten der Älteren. Offene Arbeit mit Kindern und jüngeren Jugendlichen. Weinheim: Juventa.

Promotion

Praktiken der (Ko-)Regulation kindlicher emotionaler Erregung in ihren institutionellen und relationalen Verhältnissen (Arbeitstitel)
Beschreibung

Kindliches Wohlbefinden in elementarpädagogischen Einrichtungen wird im wissenschaftlichen Diskurs als ein zentrales Qualitätsmerkmal und u. a. als Voraussetzung für gelingende Bildungsarbeit beschrieben (siehe u.a. Reker & Spiekermann (2021); Eberlein & Schelle, 2018). In der Forschung wird Wohlbefinden zumeist als ein Zustand operationalisiert, welcher mehr oder weniger vorhanden sein kann und der Frage nachgegangen, wie Wohl sich Kinder in entsprechenden Einrichtungen fühlen (vgl. dazu u.a. Bjørgen, 2015; Giske et al., 2018; Sommer-Himmel & Titze, 2018; Schäfer, 2015; Vermeer & van IJzendoorn, 2006; de Vet et al., 2023; Viernickel et al., 2018). Eine Lücke stellen Forschungszugänge dar, welche Wohlbefinden aus einer prozessorientierten Perspektive betrachten (Harring und Schutter (2022). In meinem Dissertationsprojekt stehen emotionaler Ausdruck und Praktiken im Mittelpunkt. Dabei liegt der Fokus insbesondere auf die (Ko-)Regulation kindlicher emotionaler Erregung, welcher für die (Wieder)-Herstellung und Aufrechterhaltung von Wohlbefinden eine besondere Bedeutung zukommt. Dabei werden die Praktiken in ihren jeweiligen institutionellen und relationalen Verhältnissen betrachtet.

Betreuung

Erstbetreuung: Prof. Dr. phil. Hilmar Hoffmann. Zweitbetreuung: Prof. Dr. phil. Dominik Krinninger.

Promotion

Fachberatung in stationären Erziehungshilfen. Situationsanalyse einer komplexen Tätigkeit in den familienanalogen Wohnformen (Arbeitstitel)

Beschreibung

Die familienanalogen Wohnformen als eine Form der stationären Erziehungshilfen sind von einer großen Heterogenität geprägt. Durch das intensive Zusammenleben pädagogischer Fachkräfte mit jungen Menschen überschneiden sich das private und das professionelle Handeln der Fachkräfte maßgeblich. Im sozialpädagogischen Diskurs wird deshalb insbesondere auf die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Reflexion verwiesen, welche den pädagogischen Fachkräften durch Beratungsgespräche mit Fachberater*innen gewährleistet werden soll. Trotz dieser Relevanzsetzung weist die Fachberatung eine eklatante Forschungslücke auf. Wie die Arbeit der Fachberater*innen konkret aussieht und welche Aufgaben und Erwartungen an sie herangetragen werden, ist bisher nicht bekannt. In meiner Dissertationsstudie fokussiere ich dieses Desiderat und gehe mithilfe ethnografischer Beobachtungen der Frage nach, was Fachberatung im Feld der familienanalogen Wohnformen bedeutet.

Betreuung

Prof. Dr. Florian Eßer

Pilot-Studie „Schiller meets REMIDA“

Projektleitung: Dr. Kathrin Borg-Tiburcy

Laufzeit: Seit 01.04.2022 (finanziert aus Eigenmitteln)

Skizze: Im Rahmen der Pilot-Studie wird grundlegend der Frage nachgegangen, wie sich (kreative) Gestaltungsprozesse hinsichtlich eines Wechsels von empfangenden und hervorbringenden Momenten beschreiben und inwiefern sich verschiedene Arten von Gestaltung rekonstruieren lassen. Fokussiert wird dabei, welche Bedeutung den Momenten der Offenheit und Irritation in kreativen Gestaltungsprozessen zukommt. Schlussendlich wird danach gefragt, inwiefern Kreativität als eine Haltung begriffen werden kann, die pädagogische Fachkräfte auf besondere Weise dazu befähigt, Bildungsprozesse bei Kindern zu initiieren und zu unterstützen. Ziel ist es auf der Grundlage der Ergebnisse Weiterbildungskonzepte für pädagogische Fachkräfte in KiTa und Grundschule zu entwickeln.

Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren in Kindertageseinrichtungen am Beispiel des Bildungsbereichs Mathematik – Eine Studie zu Überzeugungen pädagogischer Fachkräfte (Arbeitstitel)

Beschreibung

Um die individuelle Entwicklung eines jeden Kindes in der frühen mathematischen Bildung berücksichtigen und begleiten zu können ist eine kontinuierliche Beobachtung und Dokumentation von maßgeblicher Bedeutung (vgl. Gasteiger/Benz, 2016). Pädagogische Fachkräfte stehen in diesem Zusammenhang vor der professionellen Herausforderung mittels Beobachtungen sowie deren Dokumentation und Reflexion, die individuellen Bildungs- und Entwicklungsprofile der Kinder zu erschließen.

Sowohl bei der Aufgabe der Beobachtung und Dokumentation, als auch in der Gestaltung früher mathematischer Bildung spielen die Überzeugungen der frühpädagogischen Fachkräfte eine große Rolle. Dieser Aspekt wird bereits in den vorhandenen Kompetenzmodellen für die Frühpädagogik (bspw. Fröhlich-Gildhoff et al., 2011) sowie im mathematikdidaktischen Kompetenzmodell nach Gasteiger und Benz (2016) berücksichtigt. Hier wird veranschaulicht, dass Überzeugungen als Teil der individuellen Haltung die pädagogische Handlungsplanung sowie das pädagogische Handeln an sich beeinflussen können.

Vor diesem Hintergrund sollen in der Dissertation die zwei skizzierten Handlungsfelder frühpädagogischer Praxis (1) die frühe mathematische Bildung sowie (2) die Beobachtung und Dokumentation miteinander in Verbindung gesetzt werden. Im Fokus stehen hierbei insbesondere die Überzeugungen der pädagogischen Fachkräfte zu den Anforderungen, Chancen und Herausforderungen der bereichsspezifischen Beobachtung und Dokumentation im Bildungsbereich Mathematik. Mittels einer Online-Befragung (2020) konnten zunächst erste Anhaltspunkte dazu gewonnen werden, welche Beobachtungsinstrumente in der KiTa-Praxis angewendet werden. Zur qualitativen Vertiefung wurden leitfadengestützte Interviews mit pädagogischen Fachkräften geführt. Diese sollen dazu dienen weitere Erkenntnisse zu den Überzeugungen pädagogischer Fachkräfte zur bereichsspezifischen Beobachtung und Dokumentation im Bildungsbereich Mathematik zu gewinnen.

Betreuung

Erstbetreuung: Prof. Dr. Hedwig Gasteiger; Zweitbetreuung: Prof. Dr. Hilmar Hoffmann

Laufzeit

Juli 2019 -September 2025